The „Alphabet City Cycle“ – Liederzyklus aus fünf Songs von Georgia Stitt: Mit Lisa Antoni, Jil Clesse, Ulrike Figgener, Anja Haeseli und Sandra Bell

Der Alphabet City Clycle mit fünf starken Darstellerinnen

Der „Alphabet City Cycle“ wurde erstmals in Österreich aufgeführt. Ursprünglich handelt es sich um Gedichte, die von der amerikanischen Komponistin Georgia Stitt vertont wurden. Marcy Heisler textete. Obwohl es sich „nur“ um fünf Lieder verschiedener Frauen handelt, liegt darin eine besondere Kraft. Die Frauen erzählen jeweils ihre eigene – tragische oder sehnsüchtige – Story – doch im Ganzen gesehen, erklingt damit eine ganze Stadt und wird gefüllt mit ihren Songs. Die Künstlerinnen des Abends, allesamt Schauspielerinnen und/oder Musical-Sängerinnen, gaben einen tiefen Einblick in die Seele der fünf Frauen.

Die kurzweilige und sehr dicht ausgeführte Online-Veranstaltung wurde produziert von Autor Ludovico Lucchesi Palli, welcher auch die – kompetente und abwechslungsreiche – Moderation inne hatte. Nach der jeweiligen Darbietung eines Songs wurde die Künstlerin sogleich interviewt, um mehr über den Hintergrund zu erfahren. Eine relativ neue Herangehensweise, die ihren Erfolg zurecht fand.

Begleitet wurden die fünf Damen von Ronald Sedlaczek am Klavier. Jede singende Figur befindet sich hierbei auf einer Avenue mit einem zugeordneten Buchstaben.

The Women

Lisa Antoni – bekannt von Wiener Musical-Bühnen – eröffnete den Liederzyklus wortdeutlich und sehr nachvollziehbar mit dem Song „The Wanting of You“. Im Interview gab sie an, die singende Frau wäre eine Studentin. „The Wanting of You“ erzähle von Besessenheit und Begierde. Und zwar: „Almost more that I can bear“. Sie liebt einen Mann und kann den ganzen Tag nur an ihn denken. Als letzte Hoffnung und einzige Antwort bleibt das Begehren, das womöglich einseitig ist. Die Studentin lebt auf Avenue B. Antoni liebt das Musical „She loves Me“, sie würde liebend gerne auch einmal die Eliza in „My Fair Lady“ singen – eine Traumrolle (für wen nicht?). Im September 2021 feiert sie Premiere mit Giorgio Moroders „‚I Feel Love“, einem Disco-Musical.

Jil Clesse intonierte „Almost Everything I need“. Hier dreht sich alles um eine frisch geschiedene Frau, die gerade umgezogen ist und in ihrer neuen Wohnung feststellt, „I have almost everything“. Ich habe eigentlich alles, was ich brauche. Clesse bringt das berührend und mit Klarheit zum Ausdruck. Und sie kommt gut ohne den Mann zurecht. Empathisches Einfühlen in diese Situation ist gefragt. Die Geschiedene bewegt sich auf der Avenue C. Jil Clesse (gewann den Heinrich-Strecker-Preis der Bühne Baden für Musical und Wienerlied) sang schon am Theater St. Gallen, an der Wiener Volksoper und der Bühne Baden und ist auch Singer/Songwriterin und bringt ihr neues Album „Halbe Unendlichkeit“ heraus. Auch sie wirkt ab September in Moroders „I Feel Love“ mit.

Ulrike Figgener versank in Erinnerungen: „I Hardly Remember“. Eine Witwe trauert um ihren -länger – verstorbenen Mann, an dessen Eigenheiten sie sich jedoch kaum mehr erinnert. Man merkte auch, dass sie – mimisch – sich wirklich versuchte zu erinnern, es aber nicht vermochte. Der Song im Musical-Stil wird von einer Witwe gesungen, die sich kaum noch an die Berührungen, an die liebevollen Gesten ihres Mannes erinnert. „Kiss on the Cheeks“oder „Seeing You Sleep“. Aber der Frühling kommt ja. Der Witwe ist Avenue D zugeordnet. Figgener führt im Interview aus, dass jede Trauer auch eine gute Seite hätte: Man würde sich dankbar an die schönen Zeiten erinnern, die man miteinander hatte. Figgener ist Sängerin – Schauspielerin und freischaffende Musicaldarstellerin und bezeichnet sich selbst als „Ruhrpottperle mit Wunschwohnort Wien“. Sie studierte Musical am Vienna Konservatorium mit Auszeichnung. Als nächste Produktion ist sie als Maid Marian in Robert Perschés „Robin Hood“ im Herbst 2021 an der Bühne Baden zu sehen.

Anja Haeseli brach mit der Tradition der „schönen, gefühlvollen Ballade“: Ihre Version von „Blanket in July“ endete mit einem gewaltigen „She…IS MY HELL!“ Und wie man vielleicht unschwer entnehmen kann, handelt es sich bei diesem Vortrag um eine schwerst eifersüchtige Frau, die einen Mann davon überzeugen will, dass er – anstatt sie zu wollen – die falsche Wahl getroffen hat. Die „sitzengelassene“ Aktrice singt im Tompkins Square Park. Anja Haeseli ist aus der Schweiz nach Wien gekommen und wartete im Interview mit der Anekdote auf, dass ihr Baby ihren Musicalgesang liebt. Sie machte sich Sorgen, es würde beim Gesang-Üben weinen, aber es gefiel offenbar sehr gut. Haeseli ist sowohl Musicaldarstellerin als auch Vokalcoach. Das Musical „Io Senza Te“ – Italienisch: „Ich ohne Dich“; sollte bereits 2020 bei den Thuner Seespielen gezeigt werden. Pandemie-bedingt ist es auf nächstes Jahr verschoben worden. Haeseli singt darin die Hauptrolle der KY.

Beschlossen wurde der Zyklus von Sandra Bell, die mit „Sunday Light“ eine Frau in einer unangenehmen, aber doch hoffnungsfrohen Situation steckt. Sie trifft ihre alte Liebe, von der sie längst getrennt ist, in der Großstadt plötzlich wieder. Sie ist unsicher, ob sie IHN ansprechen soll, doch da landet schon seine Hand auf ihrer Schulter. Alte beziehungsweise alle Gefühle kochen wieder hoch. Das ist die „Liebende“ auf Avenue A. Sandra Bell absolvierte die Bühnentanzausbildung der Royal Academy of Dance und wurde in Wien zur diplomierten Darstellerin für Musiktheater ausgebildet. Dann ging sie für einen Post-Graduate Course an die Guildhall School of Arts and Drama nach London. Sie ist im Ensemble des Linzer Innenstadt-Theaters und gestaltet dort im Sommer 2021 in der neu geschaffenen „Vorstellbar“ ein Programm mit dem Titel „Träum´ mit Disney“.

Wer komponierte die Songs des Alphabet City Cycle?

Der Zyklus „Alphabet City Cycle“ wurde von der in den USA mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Georgia Stitt komponiert. Die Komponistin, Musikdirektorin, Dirigentin und Pianistin stammt aus Atlanta, Georgia. Sie schrieb bereits Musicals wie Snow Child, Samantha Spade – Ace Detective, Big Red Sun. Aktuell schreibt sie gemeinsam mit Hunter Foster an dem Musical „The Big Boom“ und möchte ein Oratorium komponieren. Ihr neuestes Album heißt „The Quiet Revolution“.

Durch Klicken auf die einzelnen Namen erfahren Sie mehr über die Künstlerinnen.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s