Kritik: „Der Bauer als Millionär“ (Ferdinand Raimund)/ Theater in der Josefstadt – Premiere -Mystisch, artistisch, erfrischend

Das Raimund´sche Zaubermärchen wird am Theater in der Josefstadt von Josef Köpplinger in neue Kleidung gehüllt. Dennoch hält es sich inhaltlich an die Vorlage. Ein sanftes Experiment.

Man wird ins „Geisterreich“ entführt. Feen greifen in das Leben der Erdenbürger ein. Das Geisterreich (nach einer Idee des Bühnenbildners Walter Vogelweider) wird aber auch zuweilen in kürzere Worte verwandelt, etwa „sei geistreich“. Eine ansatzweise, vorsichtige Modernisierung findet statt. Die Uraufführung 1826 war unter dem Titel „Romantisches Original-Zaubermärchen mit Gesang“. Da dies schon eine ganze Weile her ist, stellt es eine Herausforderung dar, 2018 diesem Werk gerecht zu werden. 

Es ist die letzte Premiere des heurigen Jahres für die „Josefstadt“. Das Ensemble gibt noch einmal alles: „Scheint die Sonne noch so schön, einmal muss sie untergehn….“. Wobei hier allen voran Michael Dangl in der Rolle des Fortunatus Wurzel eher als „aufgehende Sonne“ agiert. Glaubhaft im Größenwahn des ihn umrauschenden Geldes, polternd und schließlich zerstört. Wolfgang Hübsch als Das hohe Alter wandelt sich von einem Herrn mit Grandezza und Weisheit zu einem tattrigen Greis, und das gekonnt. Eine Bühne ohne viele Details schafft einen praktikablen Rahmen für die DarstellerInnen: Julia Stemberger ist Die Zufriedenheit und agiert sehr besorgt und mütterlich. Starke Bühnenschminke sorgt bei vielen der Mitwirkenden für Eindruck. Als Lottchen tritt Lisa-Carolin Nemec auf. Um deren irdisches Wohlergehen wird das ganze Stück lang gerungen. Die Fee Lacrimosa alias Alexandra Krismer will ihre Macht ausspielen. Ihr Vetter Ajaxerle ist Schwabe, umtriebig verkörpert von Alexander Pschill. Neid (Martin Niedermair) und Hass (Dominic Oley) wollen Wurzel zu Leibe rücken. Die Jugend (Theresa Dax) singt ihr Abschiedslied an den einstigen Waldbauern und jetzigen Millionär. Auch der Hauptdarsteller Dangl liefert ein feinsinniges Aschenlied. 

Zwischen Zufriedenheit und Geldgier springen die Akteure herum, versuchen sich teils als Magier, Akrobaten und Zauberschüler. Eine sehr moderne und auch gelungene Interpretation.

Info:

„Der Bauer als Millionär“ von F. Raimund

Theater in der Josefstadt, Wien

Regie: Josef E. Köpplinger

http://www.josefstadt.org 

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