Der Bank Austria Salon im Alten Wiener Rathaus, im 1. Wiener Gemeindebezirk „erzitterte“ diesmal unter der nahezu brachialen Stimmgewalt des Gastgebers. Und nicht nur unter seiner. Die Mezzosopranistin, eigentlich am Staatstheater Nürnberg beschäftigt, konterte ordentlich! Direkte Konfrontation stand auf dem Programm! Keine einfache Opernkost, die im Vorbei“hören“ konsumiert werden kann. Wenn man so möchte, wurde ein ganzes „Buffet“ dargeboten, man stritt und seufzte, ob nun als Wotan oder im Lohengrin. Die Rede ist von Bariton Thomas Weinhappel, der in regelmäßigen Abständen hier auftritt und in Arien und Duetten sein sängerisches Schaffen präsentiert.
Es sind Konzertabende, die sich ins Gedächtnis einbrennen, wird doch auch immer behutsam und auch humoristisch Hintergrundwissen von Schauspielerin und Managerin Ursula Wies (genoss ihre Ausbildung bei Kammerschauspielerin Elisabeth Orth) serviert. Die Zuhörerschaft wird auch diesmal – passend zum Motto dieses Abends – nicht kontextbefreit KONFRONTIERT mit maliziösen Strittigkeiten. Wie können diese noch tituliert werden? Wies weiß Rat: Konflikte oder Tauziehen. Letzteres trifft darstellerisch auch schon den Kern. Wenn man ab und zu als Zuhörer der Opernarien Angst hat, ist es gut. Dann ist es authentisch!
Frank Bornemann hat einen sehr guten Moment zwischen seinen geliebten weißen und schwarzen Tasten mit der dramatischen Rhapsodie Opus 79/2 von Johannes Brahms. Wie man von Ursula Wies erfuhr, ein großer Konkurrent Wagners, der nie in Bayreuth war.
Es „kämpfen“ im wahrsten Sinne des Wortes Almerija Delic und Thomas Weinhappel als Fricka und Wotan, als Ortrud und (Friedrich von) Telramund, auch alleine als Amfortas, Kundry und Ortrud. Dieses impulsive Programm ist wohl in der Zusammenstellung einzigartig. Weinhappel erlebt man (wieder) seufzend, keuchend, weinend, stöhnend – kurzum, die ganze Palette der Emotionen wird von ihm aufgeboten. Für seine schauspielerischen Ausbrüche ist er bekannt! Zwischen den Figuren wird es auch körperlich, ganz nahe kommen sie sich, stoßen sich wieder weg, ziehen am Frack, halten tiefen Augenkontakt!
Die Regieanweisung zu Almerija Delics Kundry („Grausamer! Fühlst Du im Herzen nur andrer Schmerzen.“) lautet: „in höchster Leidenschaft“. Delic wird dem mehr als gerecht. Stimmlich liegen ihr diese und die Ortrud sichtlich und hörbar gut. Thomas Weinhappel bringt „Dank, König Dir!“ als Telramund und steigert sich emotional hinein! Beider Leidenschaft und Leistung ist im Einklang, auch die piani gelingen, worauf man gleich wieder auf den nächsten „Donnerhall“ gefasst sein muss. „Erhebe Dich, Genossin meiner Schmach!“ zwischen Telramund und Ortrud aus „Lohengrin“ gerät zum Glanzstück. Zu viel Wagner – das gibt es nicht. Jedoch sollte gut auf die Stimme geachtet werden, damit alles „rund“ bleibt. Alles Lob ist angebracht, doch für heute „Gute Nacht“ ? Noch nicht!
Man kann konstatieren, dass man ein kongeniales Duo im Wagner-Fach gehört hat. Das Publikum wollte den Saal nicht ohne Zugaben verlassen. Ein Stückchen noch vom Telramund oder „Weiche, Wotan, weiche!“ aus dem „Rheingold“.