Der 1. Neunkirchner Musikverein (Präsident: Komm.Rat Herbert Osterbauer, Kapellmeister: Andreas Brenner, Obmann: Kurt Bock) und die Amici del Belcanto (Präsident: Michael Tanzler) fusionierten wieder einmal zu einem hoch erfolgreichen Konzert – zu Ehren des Jahresjubilars Johann Strauss. (200 JAHRE).
Stattgefunden hat dieses in der schönen, unter Denkmalschutz stehenden, Katholischen Stadtpfarrkirche Neunkirchen (Pater Bernhard Lang) und das Ambiente passte wunderbar. Ausschließlich Musik von Johann Strauss Sohn – also des Jubilars – kam zur Aufführung. Als stimmungsvolle Zugabe, die das Publikum mit stehenden Ovationen vehement einforderte, erklang der „Vaterländische Marsch“, der von Johann und Josef Strauss, den beiden Brüdern, komponiert wurde.
Märsche und Polkas sowie der große Konzertwalzer „Geschichten aus dem Wiener Wald“ (op. 325) erklangen, wo man richtig „Laubwaldgebiet“ zelebrierte, eigentlich hat der Walzer ein sehr ernstes Thema, wozu es das Theaterstück von Ödön von Horvath gibt. Langsam, getragen und nahezu in kirchlicher Würde trug der 1. Neunkirchner Musikverein diesen Walzer vor.
Amici del Belcanto – Präsident Michael Tanzler, welcher auch die Moderation des Konzerts innehatte, kündigte als erste Künstlerin die Preisträgerin des Strecker-Wettbewerbs, bei Brigitte Fassbaender ausgebildete Mezzosopranistin Christina Sidak an. Sie lud „gern sich Gäste ein“, als Prinz Orlofsky (eine der besten Hosenrollen) aus der „Fledermaus“.
Auch Wissenswertes rund um Strauss‘ Leben und Wirken hatte der Moderator im „Gepäck“. So schrieb sich die Familie Strauss mit „Doppel-s“, wohingegen der Operettenkomponist Oscar Straus (!) mit einem „s“ geschrieben wurde.
Der Edlitzer „Welttenor“ Norbert Ernst, viele Jahre an der Wiener Staatsoper, auch Gesangslehrer, jetzt vor seinem Debut in Buenos Aires und mit einem eigenen Kulturzentrum im Heimatort aufwartend, fühlte sich „Als flotter Geist“ aus dem „Zigeunerbaron“ und interpretierte das weltbekannte „Ja, das alles auf Ehr‘!“ wunderbar.
Aus Gosau in Oberösterreich stammt die junge aufstrebende Sopranistin Katharina Linhard, die als „Adele“ aus der Fledermaus nichts an Spritzigkeit und auch Spielwitz vermissen ließ.
Der Musikverein spielte die eingängige und hübsche „Bitte schön“ – Polka francaise op. 372. Mit dem „Persischen Marsch“ op. 289 wurde es kraftvoll, ausdrucksstark und „orientalische Anklänge“ waren zu hören. Strauss widmete diesen Marsch dem Schah von Persien, worauf ihm dieser einen Orden verlieh, wie Tanzler ausführte.
Zurück in die Bundeshauptstadt, nach Wien, ging es mit DER populärsten Walzer-Melodie von Johann Strauss überhaupt. „WIENER BLUT“, allerort gilt das Wort „WIENER BLUT“. Katharina Linhard als Gräfin Zedlau und Norbert Ernst als Graf, der sie mit der Tänzerin Franziska Cagliari und der „Probiermamsell“ Pepi betrügen will, gaben ein schönes Bild ab und feierten dieses Duett richtig, auch wenn Ernst gar nicht (mehr) dazu kam, „Ach, Gräfin, bitte“ zu sagen.
Der Neunkirchner Stefan Tanzer, an der Volksoper Wien und mit einer profunden Bariton-Stimme ausgestattet, ließ das schmalz-triefende und romantische „Ach, wie so herrlich zu schaun…sind all‘ die lieblichen Frauen, doch willst Du einer vertrauen, dann Freundchen, auf Sand wirst Du bauen!“ hören.
Mit der wunderschönen, höchst melodiösen Operette „Eine Nacht in Venedig“ wurde thematisch weiter verfahren: „So ängstlich sind wir nicht!“ ebenso eine bekannte Melodie, welche die Szene der „Agricola“, Gattin eines Senators von Venedig (viele berühmte reifere Sänger wie etwa Waldemar Kmentt schlüpften in diese begehrten Rollen, drei an der Zahl) anleitet. Sidak und Linhard reüssierten hier leidenschaftlich und hatten sichtlich ihren Spaß dabei.
Seitens des Moderators Tanzler erfuhr man, dass die „Nacht in Venedig“ eben NICHT in Wien, sondern in Berlin uraufgeführt wurde. Dies hatte amouröse „Verwicklungsgründe“. Strauss‘ Ehefrau hatte ein Verhältnis mit dem Direktor des Theaters an der Wien, für den beleidigten „Schani“ kam eine Uraufführung in Wien nicht infrage. Die Uraufführung in Berlin kam nicht an, unter anderem wegen der Textzeile „Nachts sind die Katzen ja grau“, die das Publikum zum Miauen verleitete. 1931 wurde das Werk – eigentlich musikalische Verkleidungskömödie – von Erich Wolfgang Korngold umgearbeitet.
Zu der „Kanzone des Herzogs von Urbino“, einem ausgewiesenen Frauenhelden, fanden sich alle vier Künstlerinnen/Künstler vor dem Altar ein, eigentlich ja kein Kirchenlied. Denn es ertönen die Lock-Rufe „Ninana, ninana, Dir will ich singen! Höre mich an! Horch auf das Klingen, antworte dann!“ Eine qualitätsvolle Umsetzung war gesichert durch die Vier.
Der Moderator kündigte weiters ein besonderes Lieblingsstück von ihm persönlich an, welches auch der Musikverein von Neunkirchen verinnerlicht hat und sehr gerne spielt: Das opernhafte „Intermezzo aus 1001 Nacht“, elegant und erhaben, träumerisch und fein. Weiters wusste er zu berichten, dass die Strauss-„Euphorie“ sogar vor Zügen und Flugzeugen nicht halt machte, es gab sogar einen „Eurocity Johann Strauss“, der zwischen Köln und Wien verkehrte.
Drei schöne Elemente aus dem mittlerweile sehr selten aufgeführten „Zigeunerbaron“ kamen voll zur Geltung: Das „Dompfaff-Duett: Wer uns getraut“ gesungen von Linhard und Ernst, Tanzer konnte dann noch gesanglich in ungarische Gefilde treten, und sich an „Schweinespeck“ delektieren, natürlich ist die Rede von „Ja, das Schreiben und das Lesen ist nie mein Fach gewesen!“, und das bekannte Terzett in den Schatzwalzer mündend: „Ein Greis ist mir im Traum erschienen…..Seht, dies Gefunkel,…Ha, es blinkt…“, in die Rollen von Saffi, Czipra und Barinkay schlüpften wiederum Linhard, Sidak und Ernst.
Im Krapfenwaldl – eine Polka francaise (op. 336), 1869 in der Residenz des Johann in Pawlowsk, Russland uraufgeführt. In der Stadtpfarrkirche zu Neunkirchen entfaltete dieses Stück noch mal Klangschönheit…
Das Finale wurde eingeläutet mit dem rührseligen „Brüderlein und Schwesterlein, wollen alle wir sein!“ aus der „Fledermaus“. Alle liegen sich in den Armen und „erst ein Kuss, dann ein Du..“, wer kennt’s nicht. Linhard, Sidak, Ernst und Tanzer gaben hier die Richtung vor! Johann Strauss selbst hatte drei Ehefrauen. Dem Walzerkönig waren die Damen recht zugetan.
Ein Sonderlob ist abschließend den beiden Dirigenten des Abends, Kapellmeister Andreas Brenner und Maestro Erwin Stoll, zu zollen. Ihre Leitung (und ihre Umsicht) trug zu Höhenflügen bei!
Stehende Ovationen in der Kirche und minutenlanger Applaus für dieses strategisch gut ausgewählte Konzert, um den Meister Strauss zu ehren.
Informationen zu Musikverein und Opernverein hier: