UNEINGESCHRÄNKTE HINGABE, FEINDSCHAFT und TOD – „I CAPULETI e i MONTECCHI“ (V. Bellini) – KONZERTANTE OPER DER „AMICI DEL BELCANTO“ in TERNITZ/NÖ

Eine Belcanto-Oper der leidenschaftlichen und unüberwindbaren menschlichen Emotionen zeigten die Amici del Belcanto (hier mehr Info) für die diesjährige konzertante Aufführung in der Stadthalle Ternitz in Niederösterreich. Besser bekannt ist die zugrunde liegende Geschichte von Liebe und Leid von Romeo und Julia, einer Tragödie von William Shakespeare. Bellinis Titel betreffend: Es handelt sich um die italienischen Nachnamen der verfeindeten Familien von (Julia) Capulet und (Romeo) Montague.

Sorgten im Vorfeld einige Absagen seitens der ursprünglich vorgesehenen Besetzung für Turbulenzen, geriet die Vorstellung mit dem aktuellen Ensemble zum Erfolg. Dies lag einerseits am unermüdlichen Engagement von Präsident Michael Tanzler und Generalsekretärin Elisabeth Marksteiner, und andererseits an durchwegs zu lobenden Sängerinnen- und Sängerleistungen.

Die aufstrebende Giulietta der Ternitzer Bellini-Oper, die Kubanerin Laura Ulloa konnte mit Artikulation und Spitzentönen punkten. Diese junge Dame wird Karriere machen! Auch ihr rollengerechtes Darstellen, soweit es konzertant möglich ist, überzeugt.

Ihr zur Seite, ihr Romeo, in Gestalt der standfesten und brillanten (!) Kanadierin Julie Boulianne, (die zeitgleich an der Wiener Staatsoper probt)- also ebenfalls eine Dame. Diese Fassung ist keineswegs unbekannt, eigentlich Standard, dass Romeo – wie beschrieben – Hosenrolle und so besetzt ist. Alles wirkt so leicht bei „Romeo“, nichts ist angestrengt. Die Rolle liegt ihr bestens! Die beiden Liebenden geben in der Summe ein stimmstarkes Paar ab, das sich im Moment des Sterbens sehr innig und leidend zeigt.

Boulianne ist auch die Preisträgerin der diesjährigen Auszeichnung der „Amici del Belcanto“, der „Lira d‘ Argento“, also der „Silbernen Lyra“, wie der Präsident bereits übereifrig ankündigte. „Der Romeo (bekommt sie)- ach‘, jetzt hab‘ ich es schon verraten!“

Der Fokus liegt – dank der konzertanten Aufführung – ganz auf dem Lauf der Geschichte und den Stimmen der Mitwirkenden. Das Oberhaupt der Familie Capulet, Capellio, gesungen von Laurent Kubla (erfahren von „Leporello“ bis „Sagrestano“ an der Opera de Wallonie) aus Belgien, kann sich mit seiner Stimme überhaupt über die Grenzen hinwegsetzen. Überhaupt beherrscht er die Artikulation wunderbar. Konzentriert und mit einer sehr guten Leistung überzeugt auch er.

Aus Bari kommt ein toller Tenor: L‘ italiano Francesco Castoro lässt mit seiner wunderbar „entfesselten“ Stimme mit sehr angenehmen Timbre und sicherer Höhe einmal mehr aufhorchen. Er singt Tebaldo und macht hiermit Eindruck.

Etwas zurückgenommen und – man muss ihm schon sehr genau zuhören – ist an diesem Abend der eingesprungene Lorenzo, ein Vertrauter des Capellio. Luciano Batinic aus Kroatien, einer der führenden Bässe im Land, zeigt sich hier und heute insgesamt weniger durchschlagskräftig.

Musikalisch wird „I Capuleti“ vom Orchester der Staatsoper Banska Bystrica in der Slowakei unter der bewährten Leitung von Maestro Marian Vach, der auch in fortgeschrittener Reife äußerst aufmerksam und motivierend agiert, mit Liebe und Hingabe interpretiert. Die Harfe kommt klangschön zum Einsatz. Der Chor unter Daniel Simandl leistet ganze Arbeit und sorgt für zusätzliche Dramatik.

Ein wundervolles Werk Bellinis, welches sehr anspruchsvoll zu singen und zu spielen ist, wurde hier lohnend umgesetzt und das Publikum spendete zu Recht viel Applaus!

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