Serafin ist nicht nur ein Kunst-Faktotum (Gesang, Schauspiel, PR), sondern auch der ehemalige Intendant der Seefestspiele Mörbisch. Nachdem die Festspiele kurz vor der Schließung standen, wurde er als professioneller und leidenschaftlicher Theatermensch im Herbst 1992 dorthin engagiert. Es wurde ihm von Christine Vranitzky ans Herz gelegt. Ab 1993 (Einstand mit „Die Lustige Witwe“) gestaltete er in Mörbisch 20 Jahre lang das Operettenprogramm und baute die einstige „Gelsenreitschule“ mit ihren Holzbänken zu einem modernen Operetten-El-Dorado aus. Zu Spitzenzeiten zählte Mörbisch 220.000 Besucher.
Im Herbst 2012 zog er sich nach einer letzten „Fledermaus“ auf der großen Bühne aus diesem Amt zurück. In Interviews sah er sich häufig mit der Frage nach der Pension konfrontiert. Aber davon keine Spur! Er ist nämlich der Ansicht, dass man viel schneller altert, wenn man nichts macht. Und wer nur auf die Pension warte und die Tage zähle, der habe ohnehin den falschen Job.
Harald Serafin ist ein geschäftstüchtiger Mann. Deshalb war es ihm in seiner Amtsperiode immer wichtig, auch das jüngere Publikum für die Kunstgattung Operette zu begeistern. Ein Grundproblem ist das Interesse: Warum interessieren sich junge Menschen nicht für die Operette? Gilt sie als verstaubt, nicht heutig genug, zu kitschig? Er erklärt es so, dass die „kleine Schwester der Oper“ eine hormonelle Sache sei. Ab circa 40 Jahren, wenn man im Leben schon einiges hinter sich hätte, in Sachen Liebe, Beruf, Lebenserfahrung im Allgemeinen, erst dann würde man sich mit einem Danilo, einer Giuditta identifizieren können.
Des Kammersängers und Professors wichtigste Gesangsrolle: Der Danilo. Viele Direktoren meinten, sie hätten in ihm die ideale Verkörperung des leichtlebigen Bonvivants gefunden. Aber eine wichtige Unterscheidung gibt es doch: Während der Danilo „um Eins im Büro und gleichdrauf anderswo ist“, ist Serafin ein Workaholic, der nicht eher zufrieden ist, ehe alles passt.
Natürlich singt er die Rolle heute, mit 83 Jahren, nicht mehr. Er widmet sich dem Sprechtheater, wie aktuell als Aylott in „Schon wieder Sonntag“ (B. Larbey) im Theater in der Josefstadt/Kammerspiele. Dieses Jahr war er gemeinsam mit seinem Sohn beim Musikfestival Steyr als rescher, alter Kaiser auf der Bühne zu sehen. Mit solchen Rollen hat er es leicht, er muss einfach nur „alt“ sein, wie er sagte. Obwohl er es innerlich natürlich nicht ist. Auch sein Buch „Nicht immer war es wunderbar“ promotet er gerne immer noch, obwohl es inzwischen doch sechs Jahre „auf dem Buckel“ hat.
Einen Hang zur Komödiantik und zum Unterhalten der Leute hatte er immer schon. „Such Dir ein Ziel und verfolge es!“ Er sieht das Glas immer halb voll und nie halb leer. Und das W-Wort? Er hat es gerne, aber net zu inflationär.