Das Duo Piller im Neunkirchner Sparkassensaal – ein feuriger Auftritt, zurecht umjubelt!

An diesem Abend waren Danijel und Darko Piller in rein männlicher Besetzung, mit einem Überraschungsgast, unterwegs in Sachen Akkordeon und Violine im südlichen Niederösterreich. Es gibt sie auch als Trio, mit Schwester Sandra gemeinsam. Der Neunkirchner Sparkassensaal füllte sich mit interessierten Gästen, die die beiden erleben wollten. Organisiert vom dekorierten und deklarierten Akkordeonexperten Nummer eins in Österreich, Dr. Herbert Scheibenreif (er repräsentierte das Instrument dieses Jahr bereits in Kansas City, siehe Ein österreichisches Akkordeon im Land der unbegrenzten Möglichkeiten – Dr. Herbert Scheibenreif in den USA), wurde heftig und leidenschaftlich konzertiert.

Die Musiker-Brüder sind dreifache Weltmeister in Kammermusik. Dies liest sich schon nicht schlecht, doch wenn man die beiden live erlebt, kann man nachvollziehen, was gemeint ist, wenn sie sämtliche Preise in der Tasche haben. Sie spielen ebenso im Sinfonieorchester der österreichischen Militärmusik. In der Kategorie für „Virtuose Unterhaltungsmusik“ etwa holte Danijel Piller den ausgezeichneten 2. Platz beim 58. Internationalen Akkordeonwettbewerb in Klingenthal. Aufgewachsen in einer Ortschaft mit langer Violintradition, nämlich in Piroman/Belgrad,Serbien ist Darko Piller schon sehr früh mit dem Instrument in Berührung gekommen. Das merkt man auch bei jeder seiner intensiven Bewegungen, der Körper schwingt mit der Violine und umgekehrt ebenso.

Schlicht in schwarz (Darko) und weiß (Danijel mit schwarzem Hohner-Instrument mit schimmernden Lettern) gekleidet, lenkt nichts von ihrer Virtuosität ab. Es handelt sich keinesfalls um ein „Zur-Schau-Stellen“. Es ist keine große Show mit Feuerwerk außen drumherum. Nein, sie agieren völlig natürlich, als würden sie eben einmal in die Tasten/Saiten greifen und losspielen. Die Feinheiten liegen in ihrer Musik, die sie in einer Intensität darbieten, die selten zu hören ist. Intim, feurig, laut, leise, nachdenklich, losgelöst. Würde man beiden die Augen verbinden, es wäre kein Hindernis. Sie würden trotzdem den Rhythmus finden und musikalisch miteinander kommunizieren.

Wie es bei Meistern ihrer Instrumente schon einmal vorkommen kann, verzichteten sie auf ein starres Programm, das sie im Sinne einer Liste abgearbeitet hätten. Sie sind frei in ihrer Wahl, kündigen immer nur kurz Titel und Komponist an, manchmal auch nur Variation oder Fantasie.

Ein gefühlvoller Start war gesichert durch Pachelbels „Canon in D“, ein Werk der musikalischen Weltliteratur. Zum Träumen schön, klar und emotional zugleich! Der Weg führt über eine ungarische Romanze zu Fritz Kreislers „Liebesleid“. Serbische Lieder kamen ebenso bezaubernd zu Gehör wie russische Fantasien. Der Akkordeonvirtuose Richard Galliano schrieb 1993 den „Tango pour Claude“ für einen befreundeten Chansonnier. Die beiden Männer des Abends machen aus allem ein Erlebnis. Gebannt hört man zu. Man kommt bis Moskau musikalisch mit ihnen mit!

Den wohlbekannten Ungarischen Tanz Nummer 5 von Johannes Brahms interpretieren sie schnell und pfeffrig, ohne Noten wie auch anderes. Übermütig werden sie dabei nicht! Genau das macht einen besonderen Reiz aus – schlicht und bravourös, ohne zu outrieren. Als besonderen Gast bringen sie aus Bolzano/Bozen ihren Freund Ilija Marinkovic vom Conservatorio Monteverdi mit. Er „unterstützt“ sie nicht nur, sondern setzt auch seine eigenen Akzente mit dem geehrten Fritz Kreisler und seinem letzten Werk. „Ich hoffe, es wird Ihnen gefallen“, sagt er nonchalant.

Neben zahllosen Kompositionen schrieb Kreisler auch zwei Operetten, die bekanntere darunter ist „Sissy“. Zurück zu Marinkovic: Er spielt das „Recitativo und Scherzo Caprice“ ebenso eindrucksvoll wie seine beiden Freunde. Am Ende spielen alle drei die grandiose und durch Standing Ovations zusätzlich eingeforderte Zugabe: Den Csárdás von Vittorio Monti.

Der Auftritt bleibt überaus positiv im Gedächtnis!

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