Lieber Otto, Sie haben der Welt so viel GeSchenkt! (OTTO SCHENK 1930 – 2025)

Heute, im neuen Jahr, eine traurige Nachricht. Ein großer Österreicher hat die Weltbühne verlassen. Otto Schenk weilt nicht mehr unter den Lebenden. Beschreiben und „in eine Schublade stecken“ lässt sich der Mann schwerlich. Klar scheint: Die Lücke, die er in der Kulturwelt hinterlässt, ist eine denkbar große. Er erfreute zuletzt sein – soll man sagen, Stammpublikum? – mit Lesungen. Diese schienen wie Reminiszenzen an seine Bühnenzeit, die er 2019 mit Anton Tschechows „Kirschgarten“ als Diener Firs am Theater an der Josefstadt abschloss. Kurz vor seinem 90. Geburtstag stand er also wieder auf der Bühne, bewundert von allen Kollegen und Freunden. So viel Energie, obwohl er selbst immer behauptete, vor einer Vorstellung „müde“ zu werden. Eine Sprechtheaterlegende, wie sie im Buche steht. Und seit heute, 09. Januar 2025, muss die Theater- und Opernwelt mit seinem Vermächtnis arbeiten. Gewiss würde ihm das Freude bereiten, sein „Lebenswerk“ zu sehen.

Seine genialen Opernregiearbeiten werden bleiben. Seine literarischen Ergüsse ebenso. Er hat ohne Absicht – oder doch mit „ein bissl“ die österreichische und internationale Bühnenlandschaft aufgewertet. Ein österreichisches Original, mit unvergleichlichem Sinn für (meist unfreiwilligen) Humor gesegnet. Schon ein oder zwei Gesichtsausdrücke in einer der zahlreichen Doppelconferencen mit seinem „Lebensmenschen“ Helmuth Lohner (1933 – 2015) reichten aus, um das Publikum in Lachstürme zu versetzen. Ihn schmerzte es immer, wenn enge Freunde vor ihm gegangen sind. Und auch der Tod seiner Frau Renée, die ihre Künstlerlaufbahn für ihn früh beendet hatte, setzte ihm schwer zu, nach 66 Ehejahren ist es sicherlich nicht leicht zu verarbeiten. „Meine Frau ist meine wichtigste Kritikerin und macht alles. Meine Termine, mein Leben!“, so sagte er.

„Sachen zum Lachen“, „Mein Opa und die 13 Stühle“ – ein Fernsehfilm, der in Österreich Kultstatus erreichte, „Noten und Anekdoten“, „Tosca auf dem Trampolin“, „Sonny Boys“, „Schon wieder Sonntag“, „Das Allerbeste von Otto Schenk“,….die Liste wäre schier endlos fortzusetzen.

Wichtig, so Otto Schenk, seien „Zärtlichkeit und Glaubhaftigkeit“, und auf der Bühne „ein bissl lauter als im Leben“.


Ich selbst durfte den Meister des Humors anlässlich eines Auftrittes zur Weihnachtszeit im Kulturzentrum Wimpassing in Niederösterreich persönlich kennenlernen. Backstage führten wir ein langes Gespräch, auch über seine Liebe zur „besonders guten Leber“ in einem kleinen niederösterreichischen Traditionsgasthaus in Schottwien sprachen wir und was man auf der Bühne so macht und beachten soll. Auch die selbstgebackenen Vanillekipferl meiner Großmutter mundeten ihm und als vollendeter Gentleman lobte er unbekannterweise die Bäckerin. Das Semmeringgebiet lag Schenk am Herzen, er war immer gerne hier. Auch in Baden bei Wien trafen wir wieder einmal zusammen.

Lieber, großer Otto Schenk, mit einer Verneigung vor Ihrem großartigen Schaffen und einem guten Reisewunsch an Sie – mögen Sie auf einer der zahlreichen Wolken-(Stationen) Ihre Lebensmenschen wieder treffen, sie haben bestimmt auf Sie gewartet!

Schlafen Sie gut – ruhen Sie in Frieden!

Hinterlasse einen Kommentar