Makelloses Spiel, Gesang und Darstellung: „Gamechanger II“ – Arienabend mit Thomas Weinhappel

Im Alten Rathaus Wien durfte man die Fortsetzung des Premieren-Arienabends „Gamechanger“ (Thomas Weinhappel wird zum „Gamechanger“-eine Auswahl von Opernpartien) von Thomas Weinhappel erleben. „Gamechanger II“, ist Opernfiguren gewidmet, die die Handlung auf entscheidende Weise beeinflussen. Diese stellte Weinhappel auch dieses Mal wieder einfühlsam wie auch kraftvoll vor. „Posa und Scarpia“, wie die Erzählerin und Schauspielerin Ursula Wies betonte, „haben Sie schon kennengelernt, jetzt kommen etwa Giorgio Germont, Ezio, Don Carlo di Vargas, Rigoletto, Macbeth und Lord Enrico Ashton zu Gehör.“

Mit Jubel ist an diesem Abend nicht zu sparen, Weinhappel legt sich mächtig „ins Zeug“, um dem restlos begeisterten Publikum die Figuren näherzubringen. Dabei pflegt er nicht nur Stimmschönheit und Ausdruck. Er besitzt eine ganz natürliche und authentische Glaubhaftigkeit, die die Rollen begleitet. Sein Zähneknirschen, die wütenden Blicke, die Konzentration: Alles ist rollengerecht, passend und nicht outriert. Das Leid etwa in seinem Blick, als er seinen Sohn „Alfredo Germont“ als Giorgio Germont zu überzeugen sucht: „Di provenza il Mar“, eine sehr schöne Arie aus La traviata, eröffnet den Abend. In dieser Rolle reüssierte Thomas Weinhappel schon beim Wiener Opernsommer, dort mit Silbersträhne im Haar. Im Alten Rathaus ist er rein optisch natürlich kein „vecchio genitor“. Mit „Dagli immortali vertici“ tritt er mit Verve als Feldherr Ezio aus Verdis „Attila“ auf. Die Handbewegungen, die Mimik, alles ist fein studiert und wirkt doch so natürlich. Da bewahrheitet sich wieder die Feststellung: Bei Thomas Weinhappel gibt es kein isoliertes Spiel – AUS ROLLEN WERDEN MENSCHEN.

Ihm zur Seite steht nicht nur Ursula Wies, die in bewährter Manier wichtige Denkanstöße und Hintergrundinformationen teilt. Der Pianist Alejandro Picó-Leonís aus Spanien berührt mit der Aida Paraphrase von Franz Liszt nach der Oper von Verdi. Dann ein berühmtes und sehr, sehr kraftvolles „Urna fatale“ – „Morir, Tremenda cosa!“ kommt es vom Bariton. Und man vertraut ihm. Möchte die Augen für einen Moment schließen.. und ihn in der selben Qualität, furios, kräftig, entschlossen, so wie er singt, genießen, gemeinsam vom „Honig des Gesangs“ kosten.

Nach einer Pause klagt er die intrigante Gesellschaft in „Rigoletto“ an. Als verzweifelter Hofnarr lässt er seinen schönen Bariton abermals hören, flehentlich möchte er seine Tochter Gilda mit allem, was er hat, beschützen und rührt dabei an.

Ein wunderschöne Arie nach seiner Fasson: „Pietá, Rispetto, Onore“ gibt er als Macbeth zum Besten. Eine Anmerkung: Universell gebräuchlich ist „Pietá, Rispetto, Amore!“ (auch nach Libretto von Piave/Maffei). Perfidi! All’anglo contro me v’unite! – Ja, wenn dies nicht überzeugend dargebracht wurde vom Interpreten, dann weiß man auch nicht. Weinhappel gibt wirklich alles. BRAVO!

Aus Années de pelerinage (einer Sammlung von sechsundzwanzig Charakterstücken für Klavier von Franz Liszt, drei Bände), spielt Picó-Leonís „Vallée d‘ Obermann“. Zu diesem ließ sich Franz Liszt interessanterweise von einem Tal in den Schweizer Alpen inspirieren. Der Spanier brilliert hier, hat seine ganz eigene besondere Note mit eingebracht.

Mit dem Lord Ashton aus „Lucia di Lammermoor“ von Donizetti schließt Weinhappel den offiziellen Teil und dankt dem Publikum für den immer warmen und herzlichen Empfang.

Die berührende Zugabe, ein besonders einfühlsam interpretiertes und zartes, intensives Stück ist die Sterbeszene des Rodrigo „Io morro“ aus „Don Carlo“ von Verdi. Edel und sehr sicher, anrührend und noch einmal das Publikum mitnehmend!

Man kann Thomas Weinhappel zu dieser Gesamt-Glanzleistung wirklich beglückwünschen!

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