Eine profunde Inszenierung, die „Stückl“ spielt und eine Geschichte durchgehend und eindringlich, sowie eingängig, erzählt, eine solche ist die „Tosca“ – Inszenierung von Margarethe Wallmann (Tänzerin und Choreografin sowie später Opernregisseurin) aus dem Jahr 1958. Sie wird in nahezu jeder Spielzeit an der Wiener Staatsoper wieder aufgenommen. Des Meisters – Giacomo Puccinis „Krimi mit drei Personen“ aus dem Jahr 1900 (Uraufführung im Teatro Costanzi, heute Teatro dell‘ Opera di Roma) ist einfach immer wieder beliebt.
Dieses Mal sind in den Hauptrollen, hochkarätig besetzt, zu sehen: Elena Stikhina als Floria Tosca, Jonathan Tetelman als Mario Cavaradossi und Ludovic Tézier als Baron Scarpia.
Wolfgang Bankl als Mesner (etwas „leise“) bringt Ordnung und sogar auch Schwung – nicht nur basstechnisch- in die Sache. Tetelman klingt recht mühelos, hat metallene Ansätze, ist in seinen Gesten siegessicher wie auch liebevoll. Rollengerecht „zerstört“ und etwas schwankend tritt er vorm „E lucevan le stelle“ auf.
Die Bühne wie auch die Kostüm-Gestaltung von Nicola Benois überzeugt auch jetzt noch mit Darstellungen, die der Zeit entsprechen und wahrhaftig scheinen.
Stikhina als Tosca ist eine elegante Erscheinung, strahlt Erotik aus, energisch agierend, mit hoher Kraft. Dramatisch bricht sie zusammen: „Gott sieht, dass ich weine!“ Cavaradossi und sie „kuscheln“ viel und gefallen in „Mia gelosa“ gut. Jusung Gabriel Park besticht als Angelotti mit einer schönen Stimme, stellt aber verhalten seinen Charakter dar.
Ob nun Tézier als Scarpia den Essenskorb „der Angelottis Beute wurde“ untersucht, Tosca merklich um seiner selbst Willen raffiniert umschmeichelt, ihr im Halbdunkel galant die Hand küsst, oder sich von ihr täuschen lässt, ob bei „Bel Mario“ seine Augen maliziös funkeln: Der Mann gehört auf die Bühne. Doch wirkt in dieser Vorstellung seine Darstellung (zunächst) etwas zurückgenommen. Er kommt später in „Schwung“. Alleine seine Mimik und Gestik wirken schon Wunder, wenn er noch gar nicht seine Stimme erhoben hat, über deren Qualität man nicht viele Worte verlieren muss. Sehr offensichtlich bezüglich seiner Motive gestaltet er sein „Va, Tosca – Te Deum“. Machtbewusst „lässt er“ foltern. Immer mit elegantem Unterton.
Spoletta – Devin Eatmon – ein „braver“ Gendarm fungiert gut als Berichterstatter, wenn er den Flüchtigen in Cavaradossis Haus nicht gefunden hat. Da ist auch noch Sciarrone, der andere Handlanger Scarpias – schnell und wendig, Hans Peter Kammerer. Der Hirt findet außer seiner Stimme keine weitere Erwähnung, auch nicht in der Besetzung. Dan Paul Dumitrescu gibt den Schliesser mit Profil, Schauspielkunst und Nachdruck.
Pier Giorgio Morandis Dirigat des Orchesters der Wiener Staatsoper bringt eindrucksvoll die Farben und kräftigen wie auch leise-andächtigen Ausdrücke der Oper hervor. Nicht drängend, unterstützend. Italianitá trifft auf sanfte piani. Besonders auch im 3. Akt seelenvolle tempi und sehr fein umgesetzte Partitur.