Kritik: Chuzpe (Lily Brett)/ Theater in der Josefstadt mit Cervik und Schenk – Fleischklopse erobern New York

In CHUZPE nach einem Roman von Lily Brett, sind Otto Schenk und Sandra Cervik mit innovativen Ideen, aber auch haarsträubenden Neurosen beschäftigt.

Im Jahr 2005 verfasste Lily Brett den Roman: You gotta have balls. Auf Deutsch wurde dies übersetzt mit Chuzpe. Die österreichische Erstaufführung feierte in einer Bühnenfassung von Dieter Berner an den Wiener Kammerspielen Premiere.

An diesem Abend bleibt wirklich kein Fleischbällchen auf dem anderen. Otto Schenk als Edek und Sandra Cervik als seine hypernervöse Tochter Ruth bringen die Abgründe ihrer Figuren deutlich hervor. Cerviks Ruth agiert so, wie sie agieren muss: Bei jeder neuen Idee ihres Dad hyperventiliert sie förmlich, und auch die beiden Polinnen als Gehilfinnen ihres Vaters lassen sie keinesfalls kalt. Laut, wie sie sein muss, aufgeregt, verständnislos für die Gehirnflausen eines Siebenundachtzigjährigen, der in New York die Fleischklopsbude seines Lebens eröffnen will.  Die „nur“ sieben oder acht Tische, die das Restaurant haben soll, stören sie schon gewaltig. Nebenbei lehrt er auch seine Tochter durch seine unkomplizierte Lebensführung eine Lektion. Schenk als Edek beherrscht die leisen, melancholischen, durchaus auch gewitzten Töne. Er versteht es, seine Tochter zur Weißglut zu bringen, ohne sie zu verletzen oder sie zu belügen.

Sehr interessant auch die beiden Polinnen (Grazyna Dylag und Gabriele Schuchter), die von der Idee Edeks begeistert sind und sofort, ohne Ruths Einverständnis, mitmachen wollen. Es ist ja auch sein gutes Recht, warum soll ein geschäftstüchtiger Mann nicht loslegen und seine Träume verwirklichen?

Wie Schenk es schafft, dermaßen in die Rolle einzusteigen, ist schon beeindruckend. Er spielt sich durch sein gestisches Repertoire. Cervik ist ihm allerdings in ihrer Rolle ebenbürtig, versucht gleichzeitig aber nicht, ihn zu übertrumpfen. Sie zeigt ausgewogenes, angemessen nervöses Spiel.

Die Quintessenz der Geschichte? Hör nie auf, anzufangen.

-Martina Klinger-

Links:

http://www.josefstadt.org

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