Der beliebte Kammersänger Heinz Zednik besuchte das Kulturwerk-Studio des ORF und erzählte aus seinem Leben und von seiner Karriere.
Wieso ist seine Karriere so besonders?
Er ist seit 50 Jahren Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper. Quasi „nebenher“ hat er an der Scala, der Metropolitan Opera, in Amsterdam, Bayreuth, Japan und an vielen Orten mehr gesungen. Wie hat er das unter einen Hut gebracht? Nun, er hat einen umgemünzten Vertrag gehabt: 50 bis 60 Tage Proben an der Oper, dann Zeit für die internationalen Engagements.
Wie oft hat er schon in Wien gesungen?
Er hat schon 1923 Auftritte mit 102 Partien in insgesamt 68 Werken absolviert. Auch hat er öfter schon mehrere Partien in einem Werk gesungen. Um ein Beispiel zu nennen: In „Parsifal“ von Wagner hat er sowohl Knappen als auch Gralsritter gesungen. In „Ariadne auf Naxos“ hat er unglaubliche vier Partien gesungen: Den Tanzmeister, den Haushofmeister, Scaramuccio und Brighella. Kleinere, mittlere Rollen sind dichter gestreut, wie er meint.
Was bedeutet ein Werk für ihn?
Ein Werk verändert sich mit dem Sänger, es ist immer wieder neu. Das Werk an sich, so wie es geschrieben steht, ist für ihn wichtig. Man soll es lesen und mit den Korrepetitoren durchgehen und erarbeiten. Dann mit dem Dirigenten und mit Kollegen diskutieren und arbeiten. Man ist Diener am Werk, Diener des Komponisten. Eine bescheidene Sichtweise.
Mag er Oper und Operette gleichermaßen?
Zednik hat immer gerne Operette gesungen, mehr zuhause ist er allerdings in der Oper. Auch das Wienerlied liegt ihm als gebürtigem Wiener sehr am Herzen.
Wie verlief das erste Vorsingen in Graz?
Zednik wurde nach Graz empfohlen, er hat einen Knabensopran gehabt. Später, nach dem Stimmbruch, war er Tenor. Vorgesungen hat er in Graz allerdings die Arie „O Isis und Osiris“ aus der Zauberflöte, welche eine Bassarie ist. Es war ein Missverständnis, und seine spätere Gesangslehrerin hat ihm ebenfalls von den allzu tiefen Tönen abgeraten, und ihn den Papageno singen lassen. Der war schon besser für Heinz Zedniks Stimme geeignet.
Wie war es in Wien für Heinz Zednik?
Otto Schenk attestierte ihm eine großartige Singstimme und neben der harten Arbeit an den Rollen waren es auch das berühmte Quäntchen Glück, und der richtige Zeitpunkt für eine große Karriere.
Die Stimme von Heinz Zednik
Er verfügt über eine geschmeidige, leichte Höhe, sicher kam der Knabensopran auch zugute in späteren Jahren. Seine Gesangslehrerin meinte, er wäre ein Tenorbuffo, vielleicht werde er auch noch Charaktertenor. Ioan Holender schreibt im Vorwort von Zedniks Buch über „das Zednik-Fach“ : Nie hat er versucht über sein Fach hinaus zu singen. Gewiss auch eine Vernunftfrage: Sollte er denn einen dramatischen Tenor singen? Wenn auch am kleineren Haus, er hätte sich „selber in den Sack gelogen“, er wäre das nicht gewesen.
Was sagt er über Gesangsunterricht und Talent?
Gibt selten Unterricht. Aber wenn dann rät er dazu eine Rolle zu lassen, wenn sie zu schwer ist. Was Oper oder Schauspiel angeht: Wirklich erlernen, nein, das kann man nicht, da muss ein Bauchgefühl her. Falsche Richtung. Alle Dinge muss man mit sich ausmachen. Intelligenz und Glückhaftigkeit gehören dazu genauso wie ein Direktor, der über den Sänger weiß: „Des mocht er mir, oder des mocht er mir nicht.“
Es gibt viele angehende Sänger, die es nicht geschafft haben. Aus irgendeinem Grund, ist die Karriere schiefgelaufen. Es gibt Leute mit zwei linken Füßen, oder linken Händen. Es gibt Einzelindividuen, und es ist Gottlob so. Wenn alle gleich wären, wäre das nicht gut.
Zednik und das Wienerlied
Gattungsmäßig einengen lässt sich Zednik nicht. Nein, das Wienerlied, der Humor, Gesellschaften unterhalten – Das sind Schicksale, in die man geboren wird.
KS Heinz Zednik singt „Wein – Weib – Wien“. Auch hier ist die besonders mühelose, leichte Höhe spürbar.