Tiere auf der Bühne – ein schwieriges Thema

Vierbeinige Freunde, so werden sie oft genannt. Aber ob sie wirklich vollwertige Bühnen-Partner sein können (und dürfen)? Tiere sind beliebt. Wegen ihres Verständnisses, ihrer Anschmiegsamkeit, Kraft, aufgrund der Geborgenheit, die sie ausstrahlen. Tierschutz ist ein bedeutendes Wort, so als ob uns die Tiere schutzbefohlen wären. Tiere haben Gefühle. Sie freuen sich und leiden, haben Schmerzen und empfinden Euphorie, lachen und „weinen“.

Eine große Frage ist und bleibt: Sollten und dürfen Tiere auf der Bühne auftreten, in Shows und im Fernsehen? Seit dem berühmten Duo „Siegfried und Roy“ – Siegfried Fischbacher und Roy Horn, welche in Las Vegas mit ihren weißen Tigern aufgetreten sind, werden Tiernummern immer wieder bewundert. Ob der Lieblingstiger schlussendlich mit dem fatalen Griff Horn im Jahr 2003 helfend von der Bühne schleifen wollte, oder doch aggressiv gehandelt hatte? Damals wurde Horn schwer verletzt und war in der Folge gelähmt. Über die Schuldfrage gibt es bis heute Diskussionen – wie immer noch Suchbegriffe im Internet zeigen.

Mittlerweile haben einige Zirkusse lebende Tiere in Vorstellungen durch Hologramme ersetzt – siehe Circus Roncalli, andere wie Louis Knie halten daran fest, echte Tiere einzusetzen.

Ein aktuelles Beispiel der Staatsoper Unter den Linden Berlin: In Wagners „Ring“ spielen echte Kaninchen und Meerschweinchen mit. Sie befinden sich während der Aufführung im (Bühnen-)Versuchslabor samt Käfigen.

Prompt regte sich Kritik an der Inszenierung des russischen Regisseurs Dmitri Tcherniakov. Die folgenden Zeilen sind einem Artikel des Bayerischen Rundfunks, geschrieben von Peter Jungblut, zu entnehmen:

Im dortigen Keller werden in einer Reihe von Käfigen „Versuchstiere“ gehalten – was Tierschützer alarmierte, auch wenn zu lesen war, die Kaninchen würden im „richtigen“ Leben artgerecht und gemeinsam in einem Außengehege gehalten, wo sie „genug Platz, Futter und Heu“ hätten.

Deutliche Worte fanden einige Kritiker. „Da sich die Tiere nach dem ‚Rheingold‘ in der ‚Walküre‘ kaum noch bewegten, sondern wie erschöpft flach am Boden lagen, dachte ich, es seien nun Attrappen. Aber es waren immer noch lebende Kaninchen! Das sollte im 2. und 3. Zyklus unbedingt verhindert werden“, schrieb der bekannte Experte Klaus Billand. Auch andere Rezensenten hatten sich während der Premieren „schockiert“ gezeigt, etwa die Journalistin Kirsten Liese: „Ich wollte zuerst meinen Augen gar nicht trauen, befanden sich in den Käfigen, die Dmitri Tcherniakov in seine Inszenierung an der Berliner Staatsoper einbezieht, allen Ernstes echte Kaninchen? Mich hat dieses beklemmende Szenarium schon im Rheingold so stark beunruhigt, dass ich mich auf die Musik kaum noch konzentrieren konnte.“ (klassik-begeistert.de)

Auf diese Kritik hatte die Staatsoper entgegnet: „Es findet keine Tierquälerei statt. Im deutschen Recht wird Tierquälerei als Straftat eingestuft. Die Wahl dieses Ausdrucks ist falsch und suggeriert, dass wir uns außerhalb des rechtlichen Rahmens bewegen – was nicht der Fall ist.“ (klassik-begeistert.de)

Mittlerweile verzichtet die Staatsoper auf die Mitwirkung der Meerschweinchen. Nicht jedoch auf die der Kaninchen. Die Frage, die sich stellt: Muss und darf dies sein?

Tiere für die Quote

Wer mit Kindern oder Tieren auftritt, der möge sich nobel im Hintergrund halten. Keine Chance besteht mehr, neben ihnen zu glänzen. So sagt ein alter Spruch. Oft wollen aber die Tiere an diesem oder jenem Abend nicht so, wie die Ausführenden das gerne hätten. Das ist ein Faktor. Der andere Faktor wäre, ob man die Tiere nicht ihrer Freiheit beraubt, wenn man sie im Fernsehen, auf der Bühne, auftreten lässt – außer vielleicht zu Vermittlungszwecken. Tierische Darsteller bringen auch Quote – so oder so.

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