Edel, dezent, leidenschaftlich: Nikola Djorics Akkordeonabend in Neunkirchen/NÖ

Ein Soloabend für einen Akkordeonspieler. Wenn dieser auf dem Programm steht, hat man zurecht hohe Erwartungen. Da muss schon etwas passieren, das Publikum gefesselt werden! Wenn ein Künstler es schafft, sein singuläres Instrument wie fünf gleichzeitig spielende Klangkörper klingen zu lassen, dann sind diese Erwartungen mehr als erfüllt. Und Nikola Djoric, der in Wien studiert hat und lebt, beflügelt sein Publikum. Es sieht dabei ganz leicht aus. Die „Arbeit“ zwischen Bass und Diskant merkt man ihm nicht an. Er genießt, ist dabei aber immer konzentriert. Der Balg geht mit, in jede Richtung. Mal dramatisch, mal leise, immer spannend. Man wagt nicht zu atmen. Jeder „Huster“ ist dreifach hörbar, wenn Djoric gerade mit einer Phrase fertig ist. Stille, Gespanntheit. „Erlösender“ Applaus!

Dr. Herbert Scheibenreif, Veranstalter des Abends, Akkordeon-Experte, Autor, Pädagoge, Übersetzer startet mit den Worten: „Auf dem Programm stehen heute „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky, der Zyklus in dem er an seinen Künstlerfreund Viktor Hartmann erinnert, sowie Tangos von Astor Piazzolla. Dieser war auch bekannt für konzertante Tangos. Letzte Woche noch im Wiener Musikverein, heute schon hier in Neunkirchen, meine Damen und Herren, Nikola Djoric!“

Mussorgsky schrieb diesen Zyklus 1874 für Klavier, Maurice Ravel schuf die bekannteste Bearbeitung davon. Ein Beispiel für vollendete Programmmusik. Nikola Djoric spielt diesen auf dem Akkordeon, und zwar nach Originalnoten. Mal etwas anders. Man hört sehr gerne zu, wenn es leidenschaftliche Ausbrüche gibt, bei den unterschiedlichen Themen innerhalb des Zyklus. Mussorgsky beschreibt sich (Promenade) selbst, zwischen den Bildern umherwandernd, sowie auch die einzelnen Bilder. Beginnend mit der „Promenade“, die im Kopf des Hörers bereits Bilder erzeugt, über die „Tuilerien – Spielende Kinder im Streit“ bis hin zum „Großen Tor von Kiew“ nimmt Djoric die Zuhörer mit auf seine eigene Klangreise, bei der er höchstens ein Mal seine Brille richtet, nur um danach sein Handzuginstrument „wummern“ zu lassen. „Der Marktplatz von Limoges“ etwa wird von Djoric als genaues Abbild einer lebendigen Kulisse gezeichnet.

Sein Stil ist lebendig, ernsthaft und ausdrucksstark. Er vermittelt Eindrücke, die in den Kopf gehen, dann eine Weile bleiben und dann auch wieder weichen. Man hat den vorherigen Abschnitt „verdaut“, Djoric wartet schon mit dem nächsten auf. Unermüdlich, aber sehr genussvoll. Er changiert zwischen zart-zurückhaltend und melancholisch-dynamisch.

Eine einzigartige Zusammensetzung ist wohl die Mischung mit Piazzollas Tangos. Diese kommen energisch und frisch daher, darunter auch echte Klassiker wie „Oblivion“ und „Libertango“. Das „Ave Maria“ ist berührend, durchaus, stimmt aber einigermaßen nachdenklich. Es gibt auch die Cuatro Estaciones Porteñas, die mit der Version Vivaldis Vier Jahreszeiten wenig gemein haben. „The Four Seasons of Buenos Aires“ werden diese von Piazzolla noch genannt. Hier serviert der Künstler den Winter und den Frühling.

Das Publikum spendet Djoric minutenlangen Applaus und ist hingerissen von den edlen Akkordeonklängen, die eine ganz eigene Stimmung vermitteln. Als erfahrener Spieler hat Nikola Djoric auch noch zwei Zugaben im Gepäck: Eine fesselnde Eigenkomposition „La Perla Japonesa“ und vom Meister des Akkordeons, Richard Galliano, gibt es noch einen Tango, inspiriert von Piazzolla.

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