Eine seltene Oper: Giuseppe Verdis „Stiffelio“ am Teatro Filarmonico Verona

Verdi ist für seine Opern und die bekannten Arien – welche oft in der Fernsehwerbung verwendet werden – berühmt. Weniger eingängig erscheint da sein Werk „Stiffelio“. Es handelt sich um eine Oper in drei Akten, Francesco Maria Piave verfasste das Libretto. Vorlage hierfür war das Schauspiel Le pasteur (1849) von Souvestre und Burgeois. Es gibt für den Begriff zwei Übersetzungen: Hirte oder evangelischer Pfarrer. Nach der Uraufführung in Triest gab es Probleme mit der Zensur. Deshalb wurde die Oper Jahre später zu Aroldo umgearbeitet.

Inhaltlich ist sie überschaubar: Stiffelio muss vor unbekannten Feinden fliehen – wir befinden uns im Deutschland des 19. Jahrhunderts. Er gibt sich den Namen „Rodolfo Müller“. Im Zuge dessen findet er Unterschlupf bei Stankar, wird ein angesehener Prediger und heiratet dessen Tochter Lina. Doch dummerweise wird diese von einem Verführer zum Ehebruch verleitet. Am Ende findet Stiffelio die Lösung in der Bibel: Er liest das Neue Testament an der Vergebungsstelle, wo Jesus eine Ehebrecherin begnadigt, nimmt sich daran Beispiel und verzeiht Lina.

Im stimmungsvollen Teatro Filarmonico in Verona inszeniert man Stiffelio, das Werk, dem manche eine karge Handlung anlasten, eher traditionell mit heutigen Elementen. Die Bühne ist anfangs wenig tröstlich – Francesco Calcagnini hat ausgestattet. Die Darstellerin der Lina, eine junge Einspringerin namens Caterina Marchesini anstatt der vorgesehenen Alessandra di Giorgio, wird in unschuldiges Weiß gehüllt, leider in ein unvorteilhaftes Kostüm. Stimmlich ist sie der Rolle kaum gewachsen, versucht immer wieder Akzente zu setzen. Sie ist überfordert!

Eine wesentlich bessere Version in seiner Rolle liefert Luciano Ganci (schon als junger Mann im Päpstlichen Chor der Sixtinischen Kapelle) als Stiffelio. Glasklare tenorale Höhen und eine präzise Darstellung lassen Freude aufkommen. Dem Stankar gibt Vladimir Stoyanov seine kräftige Stimme. Christliche Symboliken wie die aufgeschlagene Bibel, auf der man Platz nimmt, oder die Aufschrift Christus Mansionem Benedicat stechen hervor. Ein starkes Schlussbild, an das man sich erinnert, bilden die Gottesschrift sowie Steine, die von oben herabgelassen werden.

Leonardo Sini dirigierte gegen widrige Umstände, das Orchester fing wegen Streiks erst 30 Minuten später als geplant mit dem Einsatz an.

Video Schlussapplaus (c): Klingers Kulturpavillon

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