„OEDIPUS REX“ bei den Salzburger Festspielen mit einem österreichischen „Goldjungen“ in guter Besetzung

1927 verfasste der St. Petersburger Komponist Igor (Fjodorovich) Stravinsky ein Opern-Oratorium mit dem Titel „Oedipus Rex“. Es fußt auf griechischer Tragödie. Nämlich „Oidipos tyrannos“ des 405 v. Chr. verstorbenen Dichters Sophokles. Eigentlich bedeutet Ödipus auf Griechisch: „Schwellfuß“. Es entstand in Gemeinschaftsarbeit mit dem französischen Dichter Jean Cocteau und Jean Danielou steuerte die lateinische Übersetzung bei. 1928 erlebte das Werk die szenische Uraufführung an der Wiener Staatsoper.

„In Latein wirkt alles gleich mystischer und verschwörerischer“, so wählten die Urheber der Tragödie die „tote“ Sprache. Die Spieldauer des Oratoriums „mit einfacher Musik“ beträgt etwa 50 Minuten. Oedipus wird unwissentlich zum Vatermörder und seine Mutter, Iokaste, wird zu seiner Gattin, ohne dass sie weiß, dass er ihr Sohn ist. Worauf begründet sich alles? Auf einer Prophezeiung!

2025 führen die Salzburger Festspiele das Werk auf. In deutscher Übersetzung der Geschichte, die lateinischen Gesangstexte bleiben unangetastet. Die Besetzung lockt mit Marina Viotti (Iokaste), Allan Clayton (Oedipus -späterer König von Theben), Michael Volle (Kreon/ein Bote) und Albert Dohmen (Teiresias). Antonin Rondepierre in einer kleinen Rolle als Hirt. Und – mit einem nicht minder berühmten Erzähler.

Christoph Waltz, zweifacher Oscarpreisträger (Hans Landa in „Inglourious Basterds“, Dr. King Schultz in „Django Unchained“, beide Filme von Q. Tarantino) und auch schon als Opernregisseur tätig gewesen (Der Rosenkavalier, Fidelio), wird in dieser Rolle eingesetzt. Den vorhergehenden Medienrummel betrachtet er wie meist mit einer gewissen distanzierten Skepsis. Und kaum in Salzburg, schon wird mit offenen Augen von Waltz als zukünftiger „Jedermann“ geträumt! Bevor sich jedoch alle auf ihn „stürzen“:

Arien, Duette, Chornummern, all das in einer großen und umfassenden, erfahrenen Besetzung. Waltz seinerseits will das „geschätzte Publikum“ nicht überstrapazieren und nach und nach die griechische Tragödie in Erinnerung rufen. Schon der Beginn ruft nach Autorität und ist achtbar. Der Erzähler blickt einmal gen Orchester, einmal zum Publikum, immer in abwechselnden „Augenbewegungen“.

Der Wiener Singverein (die Choreinstudierung: Johannes Prinz) bietet stimmstark die schwere Kost („Errette uns vor der Pest, an der Theben stirbt“) an und verdient es, vielbeachtet zu sein! Er bildet eine der tragenden Säulen der Aufführung. Die Wiener Philharmoniker spielen unter Dirigent Esa-Pekka Salonen, der für den akut erkrankten Kollegen Lorenzo Viotti kurzfristig einspringt.

Allan Clayton liegt der Oedipus sehr gut, sehr sicher. Man merkt überhaupt, dass die Sänger den Text leben. Marina Viottis Iokaste hat manchmal etwas Schrille in der Höhe, sie verkörpert die Mutter und Gattin konform und rollendeckend. Michael Volle lässt seinen Bariton strömen („Den Knaben Ödipus fand ich im Gebirge, er war ausgesetzt, seine Füße verwundet und durchbohrt“), wie man es von ihm gewöhnt ist. Albert Dohmen komplettiert die „Stimmstärke“.

Es gibt insgesamt viel Drama, sensibel sollte man schon beim Zuhören nicht sein. Auch medial wird die „Macht der Stimme“ kolportiert, die auch Waltz in seiner Schauspielausbildung gegeben ist. Seine Art ist es, viel zwischen den Zeilen nur mit der Tonalität seiner Stimme auszudrücken.

Dramatische Töne, in einer markanten und gewissenhaften Umsetzung.

Christoph Waltz – Sprecher, Wiener Philharmoniker unter Esa-Pekka Salonen, Fotocredit: Salzburger Festspiele/Marco Borrelli

Christoph Waltz – Sprecher
Allan Clayton – Oedipus
Marina Viotti – Jokaste
Michael Volle – Kreon/Bote
Albert Dohmen – Teiresias
Antonin Rondepierre – Hirte, Fotocredit: Salzburger Festspiele/Marco Borrelli

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