Ha, welch ein Fest, welche Nacht voll Freud´, Facebook, Mailbox, Seligkeit! – Die Fledermaus in Steyr

Musikfestival Steyr

Stadttheater Steyr

 

Derniere der „Fledermaus“ von Johann Strauss im Stadttheater Steyr

Ursprünglich hätte man ja im Schlossgraben des Schlosses in Steyr gespielt. Leider machte das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Aber auch im Ersatzspielort, dem Stadttheater, konnte man die Fledermaus genießen. Etwas sorgte vorab für Unverständnis: Denn wenn man noch nicht wusste, dass im Stadttheater anstelle von Open Air gespielt wird, pilgerte man natürlich einmal zum Schlossgraben. Wenn die Mitarbeiter aber ohne Kenntnis darüber sind, wo sich das Stadttheater denn eigentlich befindet, ist das schlecht. Aber wie schon vorhin gesagt, man konnte der Operette genussvoll lauschen. Alle Besucher hatten das Theater schließlich gefunden.

Johann Strauss gefällt dein Foto. Das sagt schon Einiges. Dieser Facebook-Schmäh ist Teil der modernen, ausbalancierten Regie von Susanne Sommer, die sich in dieser Saison beim Musikfestival Steyr betätigt. Keinesfalls fällt diese zu modern aus. Denn die Texte werden original beibehalten, wenn auch stark auf eine recht angenehme Länge gekürzt. Die musikalische Leitung liegt bei Siegfried Andraschek. Es ist ein neues Arrangement für Bläser, Kontrabass und Pauken. Es hört sich aber nahezu keinen Moment dünn an.

Alfred, leger und lässig verkörpert von Tenor Vincent Schirrmacher, ruft seine Angebetete Rosalinde mit dem iPhone an und spricht ihr das „Täubchen“ auf die Mailbox. Auch spätere Arien werden vom iPhone meist gewollt unterbrochen. Die fitte, agile Rosalinde kommt gerade im Jogging-Outfit vom Sport. In den Händen ihres Gatten Gabriel von Eisenstein ist sie nur zum Schein Wachs, sehnt sie sich doch nach einem Date mit Alfred. Die beiden Hauptrollen sind mit Sopran Martina Dorak als Rosalinde und Bariton Daniel Serafin (Debüt als Eisenstein) sehr unterschiedlich besetzt. Während die Dame stimmlich stellenweise einige Schwächen zeigt, zum Beispiel beim Beschließen der Arie „Klänge der Heimat“, kann der Herr des Hauses Eisenstein seine junge, flexible Bariton-Stimme einsetzen. Ist die Rolle eigentlich für einen Tenor geschrieben, der Bariton überzeugt im Ganzen. Natürlich ist noch Gelegenheit für den einen oder anderen Feinschliff. Dieser Eisenstein lässt stimmlich nichts vermissen und stimmt hoffnungsfroh für Weiteres. Eine stylische Hose mit Goldstreifen und Converse (Kostüme: Caterina Visconti) runden das Bild eines modernen Lebemannes ab. Rosalindes an sich sehr hübsches zartblaues Kleid wird durch den monströsen ungarischen Kopfschmuck im 2. Akt ein wenig abgewertet. Auch die Fledermaus-Brille statt der traditionellen Maske ist keine ganz elegant-glückliche Lösung.Als sie vollmundig verkündet: „Leck Dreck weg von Essbesteck!“, gibt es laute Lacher im Publikum. Recht erotisch geht es beim Fest des Prinzen, als Life-Ball inszeniert, zu. (Wenn man den rechten Bühnenrand beachtet hat, sah man Statisten in eindeutigen Posen). In Punkto Eleganz zeigt sich Bariton Josef Luftensteiner als kalauernder Gefängnisdirektor Frank auf der Bühne recht gut. Gesanglich auch. Als Eisenstein und Frank das Fest verlassen, haben sie nur zu singen: „Meinen Hut, meinen Hut, s´ist die höchste Zeit!“. Wo ist da bloß der „Rock“ geblieben?

Rafael Fingerlos als Dr. Falke singt sogar das „Brüderlein“ in einer Karaoke-Version. Schön besetzt ist die Adele mit Sopran Beate Ritter im roten Seidenkleid, die immer tief Luft holt, bevor sie sich zu den höchsten Tönen aufschwingt. Die beste Adele Österreichs neben Daniela Fally. Als Orlowsky sieht man den blutjungen Alois Mühlbacher mit der markanten Sopranstimme. Wenn man vom Schauspielerischen ein wenig absieht, ist die Stimme für die Rolle passend. Als Frosch macht Schauspieler Josef Krenmair eine gute Figur. Das Kostüm sowie der Slibowitz als Requisite sind stilecht. Originell die Einspielungen der Gefängniszellen im 3. Akt. So konnte man sehen, was die Figuren in den Zellen treiben.

Eine ganz neue Interpretation ist es insgesamt geworden. Die gefiel! Es applaudierte und jubelte das Publikum minutenlang begeistert.

-MK-

 

Link:

http://www.musikfestivalsteyr.at

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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