DER DUMME RACHEN SCHMERZT IN MEINEM KÖRPER
Vor kurzem hob sich der Vohange
nun ist die Oper voll im Gange
Alle Sänger auf den Brettern
sogar am Schnürboden tun´s klettern
Backstage geht das Üben an
nun die Königin der Nacht
denn sie hat den Einsatz dann
heute doch noch nicht gemacht
Im 2. Akt kommt sie erst dran
wo sie sich beweisen kann
Und schon gleich probt sie drauflos.
Was hat mein hohes C heut´ bloß?
Jämmerlich hört es sich an.
Ob man da was machen kann?
Zur Rettung schnappt sie einen Fächer
nein, doch besser hier den Becher.
Voll gefüllt mit klarem Nass
trink schnell, sonst klingt die Stimme blass.
Sie ächzt: Hilft alles nichts, sie ruft Kollegen
doch wer jetzt denkt, sie sei verwegen
will sich zwecks Lockerung der Zunge
und vielleicht auch noch der Lunge
nochmals heftig küssen lassen
und gar den Auftritt noch verpassen
– der irrt.
Denn leider – auch das ist nutzlos – wenn sie kirrt.
Oh, was bist du heut´ so stur
Stimmband, erspar mir die Tortur
muss ich mich denn so blamieren?
Und dann fürchterlich genieren?
Licht geht an – es muss nun sein – es g´hört vollbracht
„Zum Auftritt bitte, Königin der Nacht!“
Wie sie trippelt auf spitzen Schuhen
fasst sie sich Mut
Ach, sie werden schon nicht buhen
wenn ich werfe meinen Schleier
Besser noch ein Spitzentuch,
das ein Fan am Boden such´!
Ja, nur so wird es gelingen
heut´ Applaus mir zu erringen.
Und jetzt steht sie vor Pamina,
statt vor einem Mediziner
der die Stimme hätt´ kuriert.
Doch sie singt – oh Wunder – frei und ungeniert.
Bis zum Schlusstableau geht´s gut.
Dann verlässt sie kurz der Mut.
Wer´n sie klatschen oder pfeifen?
Ich gab mein Bestes, das wern´s begreifen!
Als sie verbeugt sich nun geschwind,
springt ein Fan auf wie der Wind
küsset ihr galant die Hand,
und sie, gar nicht arrogant, fragt ihn, woher sie ihn kenn´?
„Ich bin doch Ihr größter Fan!“
Sie haucht an Luftkuss und entschwindet.
Ob der Fan sie wieder findet?
(c) Martina Klinger – Klingers Kulturpavillon