Bremen Dezember 2014
Warum nicht auch in Wien? Das denken sich wohl viele, wenn man hört: Das Grusel-Musical, „Die Addams Family“, spukt in Bremen herum. Äußerst unterhaltsam und der Fernsehserie in einigen Punkten nicht unähnlich. Sehr gruselig, authentisch und mit pikanten Details.
Bremen hat derzeit, wovon Wien träumt. Ein schräges, schrilles, schönes Musical. Im Zentrum steht die Addams-Familie, eine liebenswerte, aber doch komische Sippe. Komisch, warum? Weil sie, nun ja, aus gruseligen Mitgliedern besteht. Da sind zum Einen Gomez und Morticia Addams, ein leidenschaftliches Ehepaar. Ihr Zuhause ist der New Yorker Central Park. Ihr Haus: eine verfallene, gruselige Villa. Sie haben entzückend schräge Töchter, eine davon ist Wednesday. Diese verliebt sich in einen „Normalo“ namens Lucas Beineke. Das nehmen die Eltern nicht so einfach hin. Zum Anderen gibt es noch morbidere Mitglieder der Familie, Onkel Fester und Pugsley zum Beispiel. Bei einem Essen soll sich die Familien Addams und Beineke näher kommen. Dass das kein gewöhnlicher Schmaus sein kann, ist seit dem Titel klar. So werden allerlei Dinge aus dem Gruselkabinett aufgetischt. Einem Happy End stehen noch allfällige Diskussionen um Sitten, Gebräuche und die „Normalität“ im Wege. Die Story mag vielleicht nicht von Anfang an überzeugen. Was soll da schon Kerniges, Aufregendes dran sein? Ein bisschen Horror, ein paar eklige Würmer auf dem Teller. Wednesday und Lucas´ Familie soll zusammenfinden. Schwer? Der überzeugte Musical-Fan wird sagen: Nicht im Geringsten. Einspruch: Das Publikum nicht einfach in billiger Geisterbahn-Atmosphäre verharren zu lassen, sondern in die wahrhafte Gedankenwelt der morbiden, charmanten und auch liebenswerten Addams-Familie einzuführen, ist Kunst.
Zur Besetzung: Das Familienoberhaupt der Addams Family, Gomez, gibt Uwe Kröger. Ein Herr spanischer Abstammung, der seine Frau und seine Töchter über alles liebt. Er ist Jurist und trägt Oberlippenbart, ist aber sehr schräg unterwegs. Kröger „tigert“ sich in die Rolle hinein. Man ist ja akribische Rollenarbeit von ihm gewöhnt, dieser Herr scheint ihm ebenso Konzentration abzuverlangen wie Spaß zu bereiten. Vor allem der Humor darf im Stück nicht zu kurz kommen, wenn dieser auch beizeiten rabenschwarz ist. Er hat an diesem Abend auch den Haupt-Job, ist er doch in nahezu jeder Szene zu sehen und zu hören. Seine Frau Morticia, verkörpert von Edda Petri, ist immer verführerisch und trotzdem auch eiskalt zu sehen. Die Tochter Wednesday wird gesungen und gespielt von Lisa Antoni, welche mit großer Hingabe Bogen schiesst oder Hinrichtungen mit der Guillotine propagiert. Den anderen Menschen, die ihre Gedanken nicht teilen, wollen die Addams nie etwas vorschreiben, trotzdem werden sie von manchen als seltsam oder gefährlich erachtet. Das Oberhaupt der „anderen“, „normalen“ Familie heisst Mel Beineke und wird gespielt von Ethan Freeman. In weiteren Rollen: Noah Walczuch als netter, etwas trotteliger Pugsley und Enrico De Pieri als gruseliger Onkel Fester. Gerhard Harzel als Butler Lurch und Anna Welte als Granny komplettieren die Familie.
Die musikalische Leitung liegt bei Tobias Deutschmann. Schmissige Schlager und Ohrwürmer (auch bekannt aus der Serie) werden in hektischem Tempo auf die Bühne gebracht. Andreas Gergen führt mit einer ruhigen, liebevollen Hand durchdacht Regie.
-Martina Klinger-
Link:
http://www.theaddamsfamilymusical.de