Kritik: „Der Gockel“ (Georges Feydeau)/Theater in der Josefstadt mit Dangl, Meyer – Auf einmal verheiratet

Wien

Theater in der Josefstadt

Der vielbeachtete „Gockel“, eines der eher verworrenen Stücke des Komödienschreibers Georges Feydeau, fand seinen Weg auf den Spielplan des Theaters in der Josefstadt. Drei Ehepaare, eine freiberufliche Kokotte (was mag man sich heute darunter vorstellen) und ein Junggeselle. Und natürlich hängen, sonst wäre es ja langweilig, alle irgendwie miteinander zusammen. In der Regie von Josef E. Köpplinger wird sogar „aus künstlerischen Gründen“ geraucht. Sympathisch, dass dies extra erwähnt wird.

Feydeau meinte über sein eigenes Werk, dass er beim „Komponieren“ der Zutaten eigentlich keine entfesselnde Freude empfinden würde. Sein „Zusammenrühren“ würde eher der nüchternen Arbeit eines lange im Geschäft verharrenden Apothekers gleichen: Eine Prise Verwicklung, Pikanterie, Beobachtung, ein Quäntchen Heimlichtuerei. Das alles würde dazu beitragen, dass das Werk schlussendlich unter seinem wachsamen Auge zusammenkäme.

Der eine ist seiner Frau überdrüssig, der andere hat betrogen, die nächste will betrügen. Affären, Intrigen und Geheimnisse stehen hier „ebenbürtig“ auf der Bühne. MICHAEL DANGL und ALEXANDRA KRISMER als Vatelin und Maggy Soldignac, die vor Jahren miteinander „schmusten“, geben sich auf einmal sehr bedeckt und heimlich. Sie zeichnen ausdrucksstarke Porträts ihrer Figuren. Die Damen im Spiel haben einen Joker, den sie sich hernehmen wollen: Den Junggesellen Rédillon, schüchtern aber triebhaft verkörpert von ROMAN SCHMELZER. Dieser ist aber bald von einer Liaison mit der koketten Kokotten (sehr kokett: SUSA MEYER) fix und fertig und kann so Lucienne (zuerst noch artig: PAULINE KNOF), die ihm ein unwiderstehliches Angebot macht, nicht mehr zufriedenstellen.

SILVIA MEISTERLE als Clothilde Pontignac und DOMINIC OLEY als Pontignac sind auch nur nach außen das, was sie scheinen. „Innen“ werden schon wieder neue Fäden gesponnen. Ein liebes, köstliches Pärchen geben MARTIN ZAUNER und SUSANNA WIEGAND als die Pinchards ab. Man könnte absolut sagen, ein gelungenes Stück!

Der Gockel - das Ensemble (c) Theater in der Josefstadt
Der Gockel – das Ensemble
(c) Theater in der Josefstadt

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