Sommeroper (8): Ein LEAR ohne König bei den Salzburger Festspielen

 

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Gerald Finley als Lear/Salzburger Festspiele (c) SN/APA/Barbara Gindl

 

 

Moderne Musik, moderne Oper? Das hört man eher selten. Ein Werk, bei dem der Komponist die Aufführung putzmunter erleben kann? Auch eher eine Rarität. Die letzte Premiere der Salzburger Festspiele bot einen solchen Anblick. Aribert Reimann darf zurecht stolz auf die Aufführung seines Werkes sein.

Es handelt sich hier um eine Oper etwas freier nach Shakespeare gefasst. Sie lebt primär von einem geschnürten Paket aus kraftvoller, intensiver Musik „verrührt“ mit realistischen und verdichteten Dialogen. Die Salzburger Festspiele unter ihrem neuen Intendanten Markus Hinterhäuser sind mutiger geworden, das lässt sich auf jeden Fall schon einmal konstatieren.

Gerald Finley besetzt die Titelrolle des Lear (ohne König, wohlgemerkt). Er trumpft auf durch seine Bühnenpräsenz, strahlende Töne von baritonaler Färbung. Die „Ohnmacht der Lage“ kann er trotz flehenden Bitten kaum erkennen, erst gegen Ende. Diese Rolle kann zu einer Ausdrucksstärke seinerseits viel beitragen. Unter der neuartigen sowie profunden Regie von Simon Stone aus der Schweiz spielen und singen sich die Protagonisten durch die schon mal mit Mickey-Mouse-Figuren durchspickte Oper. Die Töchter Goneril und Regan singen ihren Vater an (Evelyn Herlitzius und Gun-Brit Barkmin) und wirken dabei wie Diven oder dramatische Heldinnen.

Die junge Anna Prohaska gibt ihr Rollendebüt als Cordelia und wirkt gelöst und entspannt. Michael Maertens, seines Zeichens Burgtheater-Veteran, ist in der Sprechrolle des Narren zu sehen. Eine eindrucksvolle Idee ist, wie die Statisten als Spielball der Gesellschaft agieren. Sie werden „ermordet“, indem sie in Theaterblut getaucht werden, oder aber von der Bühne gejagt.

Franz Welser-Möst ist mit der musikalischen Leitung betraut, welche er nicht nur bloß „erledigt“, wie manch anderer. Sentiment hat auch keinen Platz beim Dirigat, schnelles Durch“peitschen“ aber ebenso wenig. Er findet einen tollen Mittelweg.

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