In Anwesenheit des burgenländischen Landeshauptmannes, Hans Peter Doskozil, wurden im Wiener Marriott Hotel die Details der Spielsaison 2022 der Mörbischer Seefestspiele präsentiert. Die Abkehr von der Operette in Mörbisch ist beschlossene Sache – sozusagen „OVERette“! Sie wandert ab nach Schloss Tabor, an den südlichen Zipfel des Burgenlandes, gespielt wird dieses Jahr „Sissy“ von Fritz Kreisler (http://www.jopera.at). Da wie dort verantwortet Generalintendant Alfons Haider die Produktionen. Seinen ersten Auftritt hatte er bereits unter dem damaligen Intendanten und Gründer der Seefestspiele, KS Herbert Alsen. Jahrzehnte später übernimmt er nun die künstlerische Leitung. Ihm zur Seite steht Dietmar Posteiner als Geschäftsführer.

„Der König und ich“ – ein Musical von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II. „The King and I“
Die britische Witwe Anna Leonowens kommt 1862 mit ihrem kleinen Sohn Louis an den Kaiserhof von Siam, um die Kinder des Kaisers in westlichen Manieren und sprachlich zu unterrichten. König Mongkut herrscht dort mit eiserner Hand, kann sich aber bald seiner Gefühle für Anna nicht mehr erwehren. Auch Anna verliebt sich in die Kultur, die Kinder und ebenso ein bisschen in den König….Die Geschichte endet aber nicht nur glücklich.
Das Musical wurde 1956 verfilmt, mit Yul Brynner in der Hauptrolle, und gewann zahlreiche Academy Awards, unter anderem Bestes Szenenbild und Bester Hauptdarsteller. Ein Bonmot am Rande: Als Alfons Haider als junger Schauspieler – einmal ziemlich enttäuscht wegen einer Rolle, die er dann doch nicht bekam – auf Brynner traf, unterhielten sich die beiden: (Sinngemäß) Brynner: „What are you going to do next?“ Haider: „They asked me to play Hamlet….“ Brynner: „They asked me to play the King, they asked me to play this and that, but they NEVER asked me to play Hamlet, you see?“
Die Figuren der Anna und des König Mongkut gehen auf reale historische Vorbilder zurück, die es wirklich gegeben hat. Die Anna stellt Musical-Größe Milica Jovanovic dar, der König Mongkut ist der talentierte und imposante Kok Hwa-Lie, der dieselbe Rolle bereits in Großbritannien verkörpert hat (außerdem spielte er alle wichtigen Musical-Rollen wie in Miss Saigon, Mamma Mia, Jesus Christ Superstar). Ein eingangs gezeigtes Bild bei der Präsentation legte den Gedanken nahe, Alfons Haider würde den König selbst spielen (was er schon ca. 500 Mal getan hat). Dieses Gerücht widerlegte er. „Ich schaue mir das aus der ersten Reihe an, ich werde doch nicht in meiner ersten Saison spielen! The King and I ist mein Baby!“, fand er deutliche Worte.
Weiters 2022 in Mörbisch dabei: Robin Yujoong Kim, der schon als Prinz Sou-Chong 2019 im „Land des Lächelns“ auf der Seebühne überzeugte, (übrigens kann man zwischen beiden Stücken eine gewisse Parallele sehen: Anna und Lisa haben dieselbe Neugier auf fremde Kulturen und wollen fernab ihrer Heimatländer etwas bewegen – Prinz Sou-Chong und König Mongkut sind ähnlich streng und konservativ, was ihren Stil angeht.) Und auch Musicaldarsteller Vincent Bueno – und – ja – Lukas Plöchl – bekannt vom Duo „Trackshittaz“ (!) betreten neues Terrain. Man darf gespannt sein.
Walter Vogelweider, in Mörbisch immer wieder gefragter Bühnenbildner, präsentierte anhand eines Modells Dimensionen, die man noch nicht gesehen hat. Ein riesiger Turm des Königspalastes (28 Meter hoch und damit das höchste bauliche Element in der Geschichte der Festspiele), 23 mögliche Szenenwechsel, Stelzenhäuser, Elemente die wiederum von jungen kräftigen Männern in Hand – und Fußarbeit bewegt werden müssen. Prachtvoll und bunt sieht es aus – das Bild, auch der Bühnenboden wird in passenden Farben leuchten. Besondere Mühe machte er sich mit der genauen Berechnung des Sonnenstandes. Auch einen 9 Meter hohen Wasserfall würde es geben, versprach Vogelweider.

Der neue musikalische Leiter in Mörbisch heißt Michael Schnack, Simon Eichenberger wird bei „Der König und ich“ Regie führen. Die eigens angefertigten Kostüme, die es in keinem Fundus gibt, stammen von Charles Quiggin und Aleš Valašek. Die Bodyguards des Königs sind stofflich ein bisschen „knapp“ unterwegs.
Das „Zugpferd“ des burgenländischen Kultursommers wurde in die Kulturbetriebe Burgenland (KBB) eingegliedert und werde sich in Zukunft ganz dem Musical verschreiben, so Hans Peter Doskozil. Ein immens wichtiger Wirtschaftsfaktor und eine der kulturellen Säulen des Landes, das ist Mörbisch. Bei vielen beliebt, kann man doch nicht nur abends das handverlesene Stück besuchen, sondern sich tagsüber im Neusiedler See erfrischen, gut essen, spazieren, radeln, mit der Fähre fahren und den Festspielbesuch in einen Ferientag eingliedern. Kultur und Genuss sind verbunden.
Die Festspiele begehen heuer im kleinen Rahmen (wegen Pandemie und Ukraine-Krise) ihr 65. Jubiläum. Auch dazu wird es eine musikalische Veranstaltung geben, kündigte Doskozil an. Generalintendant Alfons Haider lud Menschen aus der Ukraine und Personen, die sich in der Hilfe engagieren, herzlich zur Generalprobe von „Der König und ich“ ein. Es wird auch eine Übersetzung geben.
Info
Die Seefestspiele Mörbisch 2022 finden von 14. Juli bis 15. August statt. Tickets und Infos unter www.seefestspiele.at, tickets@seefestspiele.at und Telefon +43 (0)2682 / 66210.