
Tombe amoureux souvent, fiance‑toi rarement, ne te marie jamais !
– Danilo , Acte II, scène 11
Man muss nicht unbedingt Französisch können, um das zu verstehen. Es schadet aber niemals.
Eine der bekanntesten Operetten ist aktuell gerade an der großen Oper in Paris – an der Opéra Bastille (in der Rue de Lyon) zu sehen. Paris ist neben Wien wohl die „Operettenstadt“, dort wo Lolo, Dodo und so weiter immer flanieren. Auf, und ab, auf, und ab, irgendwann fallen sie dem lüsternen Danilo in die Hände. Dass dieses Werk auch 112 Jahre nach der Uraufführung lustig, aktuell und heutig ist und sehr gut ankommt, beweist wieder einmal die Top-Besetzung in Paris.
Der Star am Besetzungszettel ist wohl Welt-Bariton Thomas Hampson, Kammersänger und etwas blass geschminkt (gewollt) in dieser Rolle des Frauenverstehers Graf Danilo Danilowitsch zu sehen. Viel Schmelz und darstellerische Sicherheit packt er aus. Mit der über 300.000 mal aufgeführten Operette hat er absolut keine Schwierigkeiten, eher viel Laune.
Als Titelheldin Madame Glawari hört man die französische Opernsängerin Veronique Gens aus Orléans. Sie bringt die richtige Attitüde mit, hat an manchen Momenten aber doch einige Mühe.
Die wunderschöne und stimmgewaltige Valentina Nafornita von der Wiener Staatsoper unterstützt die Aufführung mit ihrem facettenreichen Sopran. Als junge und wissbegierige und nach anderen Amouren als ihrem „faden“ Mann Baron Zeta Ausschau haltende Valencienne ist sie federleicht, überrascht mit Feinheit.
Mit kernigem Bass veredelt Zeta alias Franck Leguerinel seine delikaten Momente, etwa zum Geburtstag des Fürsten. Pontevedro kann sich mit diesen Menschen wohl sehr glücklich schätzen. Auch in den kleineren Nebenrollen können kompetente Sänger punkten: Der Tenor Karl-Michael Ebner (Volksoper Wien) als Raoul de St. Brioche oder Alexandre Duhamel (französischer Bariton) als Vicomte Cascada sowie Metropolitan-Opera-Sänger Stephen Costello als Valenciennes heißer Liebhaber Camille de Rosillon („Wie eine Rosenknospe im Maienlicht erblüht…“) fügen sich mehr als achtbar ein.
Unter dem Dirigat des deutschen Dirigenten Marius Stieghorst steigt diese Witwe einen steilen Weg hinauf zu ihrer großen Liebe, auch wenn es sehr lange dauert, bis sie zueinander finden. Ob die Ehe wirklich nur ein „Standpunkt“ ist, den man „längst überwunden“ hat? Am Ende.. oder aber über jenes hinaus – wird er sie oder sie ihn wohl heiraten müssen.. Bis dahin gilt es viele Hinternisse – auch diplomatischer Art zu nehmen, und wie einmal als Ausspruch in einer Aufführung der Wiener Volksoper verwendet wurde: „Und ärgert das den Danilo, es is´ halt so!“
Die Aufführung in Paris ist unterhaltsam, fast opernhaft, doch sehr kurzweilig (Regie: Jorge Lavelli).
Info und Karten: https://www.operadeparis.fr/saison-17-18/opera/la-veuve-joyeuse