Ein lauer Sommerabend beim Heurigen – mit den „Amici del Belcanto“ in Natschbach/Niederösterreich

Die „Amici del Belcanto“ (für mehr Information hier klicken) rund um Organisator Michael Tanzler aus Neunkirchen/Niederösterreich luden ein zu einem musikalischen und kulinarischen Abend beim Heurigen – in schöner, ländlicher und gelassener Atmosphäre. Beim Mostheurigen Tolstiuk in Natschbach / Niederösterreich servierte man exklusive Arien und Melodien aus Oper und Operette, sowie Lieder. Komponisten kamen zu Ehren. Besonders Donizetti und Bellini! Abgerundet wurde dies durch eine köstliche Mostjause. Eine durchaus ungewöhnliche Kombination, die als Gesamterlebnis hervorragend funktionierte. Im Schatten eines alten Baumes und in Sichtweite eines Traktors würde man das Mozart-Duett „La ci darem“ aus Don Giovanni eher nicht vermuten. Aber, wie gesagt: Funktioniert bestens!

Das besagte Duett lieferten Sopranistin Efterpi Spinthiropoulou
πολύ καλά – sehr schön; vom Salzburger Landestheater und Volksopern-Bariton Stefan Tanzer (auch Gründungsmitglied der Amici). Die besungene Leidenschaft durfte aber nicht überhandnehmen. Denn ihr Mann saß im Publikum. Spinthiropoulou überzeugte auch mit „Pochi fiori“ aus Mascagnis „L‘ amico Fritz“ und der griechischen Arie „O orkos mou“. Stefan Tanzer war an diesem Abend gar dreisprachig unterwegs, wie Michael Tanzler, der moderierte, feststellte: Einmal englisches Belcanto, einmal ukrainisches Lied (extra ausgesucht) und einmal eine italienische Schmelz-Arie: „Ti voglio tanto bene“ von Ernesto De Curtis – mit viel Herz vorgetragen.

Wagner-Tenor Norbert Ernst, bekannt nicht nur von der Wiener Staatsoper, ließ mit seinen Interpretationen von „Winterstürme wichen dem Wonnemond“ aus Wagners Walküre oder der „Gralserzählung“ aus Lohengrin oder auch „Core´ ngrato“ von Salvatore Cardillo alle andächtig lauschen. Auch sein „Freunde, das Leben ist lebenswert“ aus Lehárs Giuditta stimmte positiv. So manche folgen dem Tenor auch bis in die entlegenste Provence, um ihn zu hören.

Die Chinesin Yitian Luan sang von Bregenz bis Köln alle wichtigen Frauenrollen bei Puccini, Bellini und Co. Beim Heurigen ließ sie ihre Stimme in geschmeidige Höhen gleiten – mit „Casta diva“, oder auch „Regnava nel silenzio“ aus Lucia di Lammermoor. Beim „Vilja-Lied“ aus Lehárs Lustiger Witwe summten dann auch alle brav mit. Brava!

Eigentlich ist er Arzt, an diesem Abend war er der singende Medicus: Alexander Gallee, der das Operettenfestival Vorderweißenbach, wo er auch Gemeindearzt ist, betreibt. Er trug „L‘ ultima canzone“ von Tosti vor. Ein bisschen mehr Stimm-Volumen wäre wünschenswert, ist er doch eine stattliche Erscheinung auf der Bühne.

Der junge Newcomer aus Wiener Neustadt heißt Clemens Frank. Seine ambitionierte Traumrolle ist der Scarpia in „Tosca“ von Puccini. Der ultimative Bösewicht. Böse? Sieht der junge Mann nicht aus. Entschlossen? Ja. Stimmlich fit? Ja. Erscheinung? Noch etwas zurückhaltend. Immerhin schickte er schon „Dunkelrote Rosen“ von Milllöcker, und auf die Frage: „Nur, wenn Du willst!?“ der begleitenden Pianistin und seiner Professorin an der Musik-Uni, Nina Violetta Aichner wagt er sich an DEN Frauenhelden der Operette: Den Danilo! Er wird noch einer werden!

Operette gab es auch zum Abschluss: Etwa den heftig akklamierten „Weibermarsch“ aus der Lustigen Witwe, wo auch Moderator Michael Tanzler begeistert mitmachte.

Nina Violetta Aichner gebührt ebenso viel Lob – sie übernahm den musikalischen Part mit viel Charme und Leichtigkeit am Klavier.

Eine ganz stimmungsvolle Mischung, die wert ist, wiederholt zu werden. Sogar aus Mannheim in Deutschland reiste Publikum an.

Hinterlasse einen Kommentar