
Schauspieler Gerald Pichowetz, der ab der Saison 2018 für die Geschicke der Seefestspiele Mörbisch verantwortlich sein wird und somit Kammersängerin Dagmar Schellenberger ablösen wird, war in der auf ORF III ausgestrahlten Sendung „Kultur Heute“ bei Ani Gülgün-Mayr zu Gast und sprach über Zukunftspläne, die noch wenig erahnen lassen.
Pichowetz sei erst „erschrocken“ gewesen, wie viele Leute seit der Ära Schellenberger Mörbisch (sprich die Festspiele) nicht besucht hätten. Wo er hinkam, sagten ihm Menschen, dass sie nun „wieder hingehen“ würden, seit er bestellt worden sei.
Es war für viele eine überraschende Entscheidung, (Dagmar Schellenberger hatte sich „selbstverständlich“ wieder beworben und somit einem neuerlichen Auswahlverfahren gestellt, da ihr Vertrag für 5 Jahre fixiert war), für manche war eine Änderung ein „notwendiger“ Schritt, denn die stetig sinkenden Besucherzahlen (zuletzt „nur“ noch ca. 102.000 BesucherInnen) wären ein Faktum, über das auch die neue Intendantin nicht einfach hinwegsehen konnte. Es mag dies mehrheitlich an der wirtschaftlichen Lage gelegen sein, aber auch zunehmend Konkurrenzangebote würden den Operetten-Festspielen im Burgenland zu schaffen machen. (Man denke an das Felsentheater Fertörakos, das ebenfalls Operette bietet, vergleichsweise aber klein ist). Letztlich muss aber auch von der künstlerischen Seite her irgendetwas schief gelaufen sein, sei es besetzungstechnisch gewesen, oder aber auch von der Gesamtqualität der Aufführungen her, das wird man nicht erfahren.
Pichowetz versprach jedenfalls „wieder einen starken Österreich-Bezug mit hauptsächlich österreichischen SängerInnen, die aber noch zusagen müssten“. Er könne beziehungsweise wolle noch nichts Konkretes verraten. Vermutlich wird er einen Klassiker der Operettenliteratur auf den Spielplan setzen und diesen modern adaptieren. Vor zu viel Moderne sei jedoch wiederum gewarnt, denn das Publikum schätzt in Mörbisch Tradition und Gute-Laune-Unterhaltung, sprich den österreichischen Schmäh.
Gerald Pichowetz wolle „mit allen Gespräche“ führen und sich inspirieren lassen, er erwähnte, er wolle sich auch Tipps vom Mörbisch-„Guru“ (Anm.: Kammersänger Harald Serafin, war von 1993-2012 Intendant der Seefestspiele) holen.
Gerald Pichowetz ist ein erfahrener und belesener Theater-Mensch, leitet aktuell das Gloria-Theater in Wien, wo er auch regelmäßig selbst auftritt. Hier würden das die Menschen erwarten, doch künftig in Mörbisch wolle er sich auf seine Rolle als Intendant konzentrieren, und nur Rollen auf der Bühne annehmen, wenn es „wirklich eine gäbe, für die er gebraucht würde“.
Anders als seine beiden Vorgänger ist Pichowetz kein Sänger, und kann somit auch keine Gesangspartien übernehmen, so wie Serafin und Schellenberger. Serafin etwa sang und spielte während seiner 20-jährigen Mörbisch-Laufbahn den Grafen von Lichtenfels im „Land des Lächelns“, den Fürsten von und zu Lippert-Weylersheim in der „Csárdásfürstin“, und zwei Jahre darauf in der „Gräfin Mariza“(2004) standen Serafin und Schellenberger sogar gemeinsam auf der Bühne, als Fürst Moritz Dragomir Populescu und Mariza. Da ahnte noch niemand, dass sie ihm einmal als Intendantin nachfolgen würde. Weiter ging es mit dem Baron Zeta in der „Lustigen Witwe“, dem Fürsten Basil Basilowitsch im „Graf von Luxemburg“, dem Fürsten Ypsheim-Gindelbach in „Wiener Blut“, außerdem verkörperte er noch den Kaiser im „Weißen Rössl“, den Oberst Pickering in „My fair Lady“, den Großfürst im „Zarewitsch“, den Sittenkommissär Conte Carnero im „Zigeunerbaron“, und zu guter Letzt den Gefängnisdirektor Frank in der „Fledermaus“. Dagmar Schellenberger sang und spielte ab 2013 etwa die Golde in „Anatevka“, die Barbara in „Nacht in Venedig“ und die Titelheldin Viktoria in „Viktoria und ihr Husar“. Das wirft naturgemäß die Frage auf, ob Mörbisch per se einen Intendanten/eine Intendantin verlangt, der/die auch künstlerisch mitwirkt.
Wie erwähnt, kommt Pichowetz nicht vom Gesang, kann aber das Ruder mit Komödiantik in die Hand nehmen. Das eine oder andere Mal wird er bestimmt auf der Bühne stehen. (Als Frosch in der „Fledermaus“ feierte er Erfolge). Er freut sich auf seine neue Aufgabe und sei „sehr glücklich“. Dagmar Schellenberger jedenfalls bereits jetzt einen Abschiedskuss zu geben, ist nicht angebracht, denn die Saison 2017 wird sie mit dem „Vogelhändler“ zu einem Klassik-Feuerwerk machen.