




Der Haydnsaal des Schlosses Esterházy war die Kulisse für eine der ersten Veranstaltungen nach dem Corona-Lockdown. Zahlreiche namhafte Künstler/innen gaben einen Einblick in die geplanten Produktionen „post corona“. Eine große Esterházy Klassik Gala. Dabei waren Ausschnitte aus allen Festivals rund um den Neusiedlersee zu sehen.
Das Janoska Ensemble mit seinen Mitgliedern Frantisek, Roman und Ondrej Janoska und Julius Darvas gaben zu Ehren des Jahresregenten Beethoven „Cole over Beethoven“ in ihrem ganz eigenen Janoska-Stil. Außerdem begleiteten sie die Sopranistin Martina Serafin und den Tenor Yusif Eyvazov (Ehemann von Anna Netrebko, welche auch im Publikum saß) bei ihren Auftritten, um die „Oper im Steinbruch St. Margarethen“ für 2021 vorzustellen. Hier wird „Turandot“ von Puccini gespielt. Martina Serafin sang „In questa reggia“ furios, Yusif Eyvazov war mit der wohl bekanntesten Arie „Nessun dorma“ zu hören. Der aserbaidschanische Operntenor kann stolz auf sich sein. Seine Stimme reifte in den letzten Jahren und klingt prächtig.
Die Schweizer Sopranistin Ana Maria Labin (schon bei den Seefestspielen Mörbisch zu hören gewesen) wiederum ließ den Regenten des Schlosses, Joseph Haydn, mit „Welche Labung für die Sinne“ aus den „Vier Jahreszeiten“ sprechen.
Zugeschaltet von den Schlossspielen in Kobersdorf waren Intendant Wolfgang Böck und Wolf Bachofner (auch bekannt als Bezirksinspektor Franitschek bei „Schnell ermittelt“), die (leider vor dem leeren Schlosshof) eine Szene aus Nestroys „Der Zerrissene“ spielten und anschließend sogar ein besonders rührendes „Freundschaftsduett“ zum Besten gaben. Sänger sind sie keine, haben sich aber redlich bemüht und die Emotion kam herüber. Sie verzichteten für die Aufnahme auf den Sicherheitsabstand von 1m. „Drum sagst Du Freund zu mir“, und 2021 kann vorsichtig die Farce „Außer Kontrolle“ von Ray Cooney geplant werden. Außerdem gibt es heuer in Kobersdorf noch im kleinen konformen Rahmen im Arkadenhof des Schlosses zweimal „Böck to the Roots“, eine kleine Aufführung.
Violinist Julian Rachlin, neuer Leiter des Herbstgold-Festivals von Esterházy ab Herbst 2021, trat gemeinsam mit Johannes Piirto am Klavier mit Beethovens „Kreutzersonate“ auf. Bei der Leitung des Festivals sei ihm wichtig, dass „Etabliertes beibehalten“ würde und „neue Highlights“ gesetzt würden. Der Saal „tobte“ nach dem Auftritt vor Begeisterung ob der Spitzenleistung.
Aus dem Liszt-Zentrum in Raiding meldeten sich Eduard und Johannes Kutrowatz an zwei Klavieren und gaben von Franz Liszt und dem Jazzgenie Louis Armstrong eine verschmolzene Fantasie zum Besten. „Try to Remember“ und „Sweet Georgia Brown“ waren dabei Grundthemen.
Die Seefestspiele Mörbisch folgten mit einem Lebenszeichen von der riesigen Seebühne, auf der ein(!) Klavier zu sehen war, an dem Christian Koch als Sängerbegleitung saß. Nur Julia Koci, Sopranistin an der Volksoper Wien, brachte hier Leben auf die große Fläche. Zuerst verkörperte sie bewegungsreich die „Giuditta“ von Franz Lehár (in der guten alten Operettentradition). Dann gesellte sich Tenor Paul Schweinester (etwas schüchtern) mit dem gebotenen Sicherheitsabstand zu ihr. Beide gaben mit „Tonight“ einen Vorgeschmack auf Leonard Bernsteins „West Side Story“ – für die man sich die Aufführungsrechte auch für 2021 unter dem Künstlerischen Direktor Peter Edelmann im Mörbisch sicherte. Da weht ein ganz anderer Wind, temporeich und amerikanisch, nicht weniger sentimental.
Info:
Das Herbstgold Festival findet im Schloss Esterházy ab 09. September statt (weitere Infos: http://www.herbstgold.at).
Die Schlossspiele Kobersdorf zeigen am 10. und 11. Juli zwei Abende „Böck to the Roots“ (www.schlossspiele.com) mit „Strizziliedern“ – mit Adi Hirschal und einer Lesung von Wolfgang Böck.
Das Liszt Festival Raiding findet voraussichtlich im Oktober statt. (www.lisztfestival.at)
Die Seefestspiele Mörbisch (www.seefestspiele.at) mit „West Side Story“ und die Oper im Steinbruch St. Margarethen (www.operimsteinbruch.at) mit „Turandot“ beginnen noch 2020 mit dem Kartenvorverkauf für 2021. Im Übrigen soll es an beiden Standorten aus Umweltgründen keine Feuerwerke nach der Vorstellung mehr geben.