O du fröhliches X-MAS-Concert / Wiener Musikverein

Musikverein Wien                                                                                                       Dezember 2014

Der WMGV (Wiener Männergesangverein) gab sich die Ehre und lud zum Weihnachtskonzert. Bariton Daniel Serafin und Otto Schenk komplettierten das Ereignis mit Gesang beziehungsweise einer humorigen Lesung.

Das Konzert fand im Goldenen Saal (Großer Musikvereinssaal) statt.

Zunächst intonieren die Herren des Gesangsvereins die Bach-Kantate „Jesus bleibet meine Freude“. Nicht alle Herren aspirieren die „t“´s gleich, es wird sehr leise intoniert und ein allzu hörbares Atmen bleibt nicht aus. Vor allem wenn man in den vorderen Reihen hautnah am Geschehen sitzt. Beim zweiten Mal gelingt es dann schon viel besser (möglicherweise waren die Mitglieder noch nicht ganz „warmgesungen“). Das „Ave Maria“ (Version von Giulio Caccini, eigentlich jedoch Wawilow) klingt fast schwungvoll. Auch die „Heilige Nacht“ von Reinhardt bereitet dem Verein keine Schwierigkeiten.

Auftritt Bühnen-Zampano Otto Schenk. Seine ersten Worte auf der Bühne des Großen Musikvereinssaals: „Ein großer goldener Saal!“ Er setzt sich und fängt an zu lesen: „Advent ist die schönste Zeit im Jahr – jeder hat eine Grippe. Unsere schreibt man mit dem Buchstaben K“. Als er seine erste humoristische Einlage beendet hat -„Man kriegt bis Ostern nix mehr!“- geht sein Blick nach rechts. Er deutet „Ich?“, und möchte wissen, ob er noch einmal lesen soll. Doch nein.

Jetzt ist Gesang dran: Bariton Daniel Serafin tritt ans Klavier und singt das religiöse „Panis angelicus“ (Caesar Franck). Dabei zeigt er eine schöne Höhe, bei den Worten „manducat Dominum“ wird sie kurz schwächer, um dann bei „pauper, servus et humilis“ wieder ganze Kraft zu schöpfen. Der Chor gesellt sich harmonisch dazu.

Schenk schwingt sich wieder auf und liest eine weitere Weihnachtsgeschichte: Diesmal mit ein paar obszönen Ausdrücken, von denen harmlosere noch „Das Christkind mit seinem Klumpert“, „tropfende Rollmöpse“ oder „Urbusserl“ sind.

Nun interpretiert Serafin das „Ave Maria“ von Schubert. Sehr getragen und teilweise mit geschlossenen Augen. Das Klavier von Kyoko Yoshizawa begleitet ihn dabei gefühlvoll.

OTTO tritt wieder vor, um ein Gedicht eines in der Kälte leidenden Baumes vorzutragen. Das erste, das nicht etwa durchgängig fröhlich daherkommt, sondern das Publikum eher nachdenklich stimmt. „Es ist eine Kälte“. Dabei verzieht Schenk dermaßen die Miene, dass man fast wieder schmunzeln muss. Er liest von lauschenden Bratäpfeln, Blechsoldaten und Pfefferkuchen.

Im Volkstheater, so Schenk, musste er immer das „Weihnachtsmärchen“ aufführen. Das hat so eine „unbegabte, protegierte Funse“ geschrieben, und teilweise wird das Lesungsstück wieder nicht so weihnachtlich. Als sich Schenk schließlich erhebt, blickt er um sich, als wolle er wieder weiterlesen.

Der Männergesangverein intoniert „In schöner Winterszeit – Wintertag“. Es ist doch gar nicht winterlich, aber das Lied vermag auch zu rühren. Die Wortdeutlichkeit ist hierbei nicht ganz gegeben, aber als im Kanon „O liebe uns nicht minder“ ertönt, ist es mehr als deutlich.

Man meint, der inzwischen wieder lesende OTTO wird morgen keine Stimme mehr haben, denn er legt sich ganz schön ins Zeug, um das Publikum zu unterhalten. „Ihr nehmt uns mit dem Auto mit? Ja, denn so spät Nachts müsst ihr nicht nach Hause laufen. Nur müsst ihr links einsteigen, denn die Türgriffe rechts sind abgebrochen. Das kommt bei Neuwagen vor…..Wir winkten ihnen also nach. Das Stück hätten wir auch zu Fuß laufen können, und wären längst im Bett. Im Wagen wurde nach Art des Hauses gestritten. Am nächsten Eck hatten sie eine Panne. Das kommt bei Neuwagen vor.“

Serafin ist wieder dran: Der junge Bariton singt mit voller, merklicher Begeisterung das amerikanische Weihnachtslied „Chestnuts roasting on an open fire“. Das gibt es bekanntlich von Nat King Cole. Aber der, kann das „Feeling“ an diesem Tag nicht halb so gut herüberbringen wie Serafin: Locker und mit vollem Elan und der Portion nötigem Schmelz kommt dieser „Christmas Song“ daher.

Einen Kontrast dazu bietet der Wiener Männergesangverein mit einer Darbietung rund um „Eisbrockn und Winta“ im österreichischen Dialekt. „Waun i mei Dirndl noch´n Heirat´n frog“, das wissen nur die Männer selbst. Dann folgt ein guter, aber sehr nervöser Solist mit „Transeamus usque Bethlehem“.

OTTO liest eine weitere Weihnachtsgeschichte von Hugo Wiener: „Ich möchte euch für den reizenden Abend danken, aber ich kann es eigentlich nicht!“ Wenn statt „Stille Nacht“, plötzlich „I can´t give you anything but love“ ertönt.

Daniel Serafin singt einen weiteren Weihnachtssong auf Englisch: „I´ll be home for Christmas“, wieder kommt man dabei nahezu in Swing-Stimmung. Obwohl sich „Please have snow“ heuer wahrscheinlich nicht erfüllen wird. „If even in my dreams“.

OTTO berichtet von der geschenkten „Venus von Milo“. „A bissl nackert war sie scho.“ Dann folgen noch 134 Fensterdekorationen in der nächsten Geschichte. Beleuchten wir zu viel an Weihnachten?

Der Männergesangverein und Serafin läuten das Finale ein mit dem Lied „O du fröhliche“. Alle dürfen mitsingen, wie schön. Nochmals sehr besinnlich wird es mit „Schenk der Welt einen Weihnachtsbaum“ und der „Christrose“.

Dirigent Antal Barnas freut sich mit.

Ein schöner Vormittag.

 

-Martina Klinger-

 

 

Links:

http://www.musikverein.at

http://www.wmgv.at (Wiener Männergesangverein)

http://www.danielserafin.com

 

 

 

 

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